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Autor
El Akkad, Omar

American War

Untertitel
Roman. Aus dem Amerikanischen von Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié
Beschreibung

Endzeitstimmung. Die USA wurden längst als Großmacht abgelöst, nachdem Hunger- und Umweltkatastrophen das Land in einen brutalen Bürgerkrieg verstrickt hatten, der von 2074 bis 2095 tobte und zig Millionen Leben kostete. Sarat Chestnut kämpfte für die Roten aus dem Süden. Als sie als Terroristin nach Jahren der Gefangenschaft die Freiheit wiedererlangt, hat die Welt sich zwar gewandelt. Doch ihr Durst nach Rache an ihren Peinigern ist nicht gelöscht.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
S. Fischer Verlag, 2017
Format
Gebunden
Seiten
448 Seiten
ISBN/EAN
978-3-10-397319-8
Preis
24,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Omar El Akkad war noch ein Kind, als seine Eltern Ägypten verließen und nach Kanada auswanderten. Der Journalist reist rund um die Welt, um über den Krieg in Afghanistan, die Prozesse in Guantanamo, die Black Live Matters-Bewegung in Ferguson zu berichten. Omar El Akkad lebt mit seiner Familie in Portland, Oregon.
American War ist sein erster Roman.

Zum Buch:

Zunächst machten sich die Folgen des Klimawandels auf drastische Weise bemerkbar. Dürrekatastrophen brachen aus, sodass das Leben in diesen Regionen unmöglich wurde. Der Meeresspiegel an den Küsten stieg drastisch an und überflutete weite Teile des Landes. Florida gibt es heute nicht mehr. Dann versiegte das Öl, und der Zweite Amerikanisch Bürgerkrieg brach aus. Er begann im Jahr 2074 und endete erst 2095. Kriegsparteien waren die Unionsstaaten, die Blauen, die gegen die Roten, die Sezessionisten des Südens, kämpften, die nicht auf den verbotenen Brennstoff verzichten wollten. Zehn Millionen Amerikaner starben.

Wegen der Abschottung durch den Norden wurde der Süden von den Großmächten der neuen Zeit unterstützt, China und dem Bouazizreich, einem Zusammenschluss von Nationen, die mit der Fünften Frühlingsrevolution die alten Regimes letztendlich vertreiben konnten. Nachdem die Hauptzentrale in Columbus, der neuen Hauptstadt des Norden, durch Selbstmordattentäter zerstört wurde, flogen unbemannte Drohnen ziellos weiter und warfen ihre tödliche Last wahllos über das bereits verheerte Land ab. In einem der vielen Flüchtlingscamps im Süden wuchs das Mädchen Sarat Chestnut mit ihrer Familie auf, nachdem ihr Vater bei einem Attentat ums Leben kam. Sarat war aufgeweckt. Groß. Mutig. Ihr Mentor, der geheimnisvolle Albert Gaines, der bereits in den Kriegen im Bouazizreich gekämpft hatte und einen übermäßigen Hass auf den Norden hegte, trichterte dem Mädchen erfundene Gräueltaten der Blauen ein, die jedoch nie stattgefunden hatten, und so wurde Sarat mit der Zeit eine der glühendsten Rebellinnen. Ihr blutiger Weg führte sie von den Schlachtfeldern ins Folterlager, und als sie – gebrochen an Leib und Seele – schließlich frei kam, hegte sie nur noch den einen dringenden Wunsch: Rache.

American War liest sich so schnell, dass man das Gefühl hat, im Kino zu sitzen und sich einen außergewöhnlich gut gemachten Hollywoodfilm anzuschauen. Gute Regie, erstklassige Schauspieler, wahnsinnig gelungene Kulissen, das ganze Programm eben. In der Mitte hat das Buch, meiner Meinung nach, einen Hänger, und man überlegt, ob jetzt nicht der richtige Zeitpunkt wäre, sich rasch ein Bier oder Popcorn für die Freundin zu holen. Doch dann kommt das letzte Drittel, und man wird geradezu an den Kinosessel festgenagelt und bleibt dort mit offenem Mund sitzen.

Ich frage mich schon lange nicht mehr, weshalb Buchkritiker und Klappentextschreiber jeden „Endzeitroman“ mit Cormac McCarthy vergleichen müssen, denn dieses Buch hat diesen – oder jeden anderen – Vergleich überhaupt nicht nötig und kann ganz entspannt für sich selber stehen.

Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln