Detail

Drucken

Lynchjustiz in den USA

Autor
Berg, Manfred

Lynchjustiz in den USA

Beschreibung

Heute noch verbinden wir das Wort „lynchen“ meist mit dem Wilden Westen, was grundsätzlich nicht mal falsch ist, doch wie kam es wirklich dazu, das eine Handvoll Männer das Gesetz selbst in die Hand nahm und (meist unschuldige) Verbrecher bestrafte? Hier findet sich die Antwort, und sie reicht von der Kolonialzeit bis weit in unsere Gegenwart hinein.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Hamburger Edition, 2014
Seiten
274
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-86854-273-8
Preis
32,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Manfred Berg, Curt-Engelhorn-Stiftungsprofessor für Amerikanische Geschichte am Historischen Seminar und am Heidelberg Center for American Studies der Universität Heidelberg. Als Wissenschaftler war er u.a. am John F. Kennedy-Institut für Nordamerikastudien der Freien Universität Berlin am Deutschen Historischen Institut in Washington, D. C., tätig. Von 2003 bis 2005 war Berg Direktor des Zentrums für USA-Studien an der Stiftung Leucorea der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Zum Buch:

Diese Szene kommt wohl in jedem dritten Western vor: Eine Handvoll bis an die Zähne bewaffneter Cowboys auf ihren Pferden, es ist brütend heiß, und alle sehen zu dem Mann hin, der auf dem nackten Rücken eines Pferdes sitzt, die Hände auf den Rücken gebunden, um den bloßen Hals eine Schlinge, deren Ende um einen über ihm ragenden, stabilen Ast geschlungen ist. Der Mann ist ein mutmaßlicher Pferdedieb, und die Männer sind da, um zu tun, was getan werden muss, nämlich das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen. Jemand versetzt dem Pferd einen kräftigen Schlag auf die Flanke, und schon baumelt der mutmaßliche Pferdedieb, heftig mit den Beinen tretend, etwa anderthalb Meter über dem Boden. Lynchjustiz.

Tatsächlich findet sich ein Namensgeber für diese Art von „extralegaler Bestrafung angeblicher Verbrecher“: Colonel Charles Lynch aus Virginia, der während des Befreiungskriegs gegen die Briten sogenannte Volksgerichte abhielt. Doch handelte es sich bei den Strafen hierbei eher um Auspeitschen sowie Teeren und Federn, und erst ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Lynchen zum Synonym für Exekutionen, bei denen die angeblich Schuldigen in der Hauptsache unter der afroamerikanischen Bevölkerung zu finden waren.

In seiner Gesamtdarstellung der Geschichte der Lynchjustiz in den USA, die es so in deutscher Sprache zum ersten Mal gibt, erzählt der Historiker Manfred Berg von den Anfängen der Lynchjustiz in der Kolonialzeit bis hin zu unserer Gegenwart, vom Widerstand gegen das willkürliche Morden, das zigtausende unschuldige Leben forderte, weshalb dieses System zu Beginn des 20. Jahrhunderts verschwand. Wer die Geschichte der USA verstehen will, der kommt um diesen wichtigen Beitrag nicht herum, der noch dazu alles andere als lehrmeisterhaft geschrieben wurde. Manfred Berg hat sich seit über einem Jahrzehnt mit der Geschichte der Lynchjustiz beschäftigt und während seiner Lehrzeit an der Universität Heidelberg zahlreiche Vorlesungen zum Thema Mobgewalt und Lynchjustiz gehalten. Er weiß, wovon er spricht.

Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln