Detail

Drucken

In Schnee und Eis

Autor
Palla, Rudi

In Schnee und Eis

Untertitel
Die Himalaja-Expedition der Brüder Schlagintweit
Beschreibung

Den meisten von uns sind die drei Brüder Schlagintweit völlig unbekannt, obwohl sie bereits zu Lebzeiten wenn nicht zu Legenden, so zumindest doch zu Pionieren ihres Metiers wurden: der Bergbesteigung und der Forschung. Damit sie nicht völlig aus dem Gedächtnis verschwinden, hat sich nun der unnachahmliche Rudi Palla ihrer angenommen.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Galiani Berlin, 2019
Seiten
192
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-86971-187-4
Preis
20,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Rudi Palla, 1941 in Wien geboren, arbeitet als freier Schriftsteller. Zu seinen Publikationen zählen u.a. Verschwundene Arbeit (1994, Neuausgabe 2014), Unter Bäumen. Reisen zu den größten Lebewesen (2006), Kurze Lebensläufe der Narren (2008) und Der Kapitän & Der Künstler. Bei Galiani erschien zuletzt Valdivia. Rudi Palla war selbst Bergsteiger und kennt sich mit dem Metier aus.

Zum Buch:

Die Gebrüder Robert, Adolf und Herrmann Schlagintweit, drei der fünf Söhne des Erfinders und Augenarztes Joseph Schlagintweit, stammten aus einer gutbürgerlichen Familie in München. Die Brüder, bereits früh an das raue Leben oberhalb der Baumgrenze gewöhnt, erklommen in jungen Jahren alle bedeutenden Berge der Ostalpen, scheiterten nur knapp bei der Erstbesteigung des höchsten Schweizer Gipfels und avancierten dennoch rasch zu Pionieren des goldenen Zeitalters der noch in den Kinderschuhen steckenden professionellen Bergsteigerei. Auf ihren zahlreichen Expeditionen drehten sie jeden Stein um und sammelten und vermaßen dabei alles, was zu sammeln und zu vermessen sich ihrer Ansicht nach lohnte. Ihr Eifer und die Akkuratesse, die sie dabei an den Tag legten, erregte bald schon die Aufmerksamkeit des zur damaligen Zeit größten Naturforschers, Alexander von Humboldt, der sich daraufhin zu ihrem Mentor und Spiritus rector erklärt.

Es war nun an der Zeit für eine weit größere, umfangreichere Expedition, mit dem sich die Brüder gleichsam in das Buch der Größten ihres Fachs eintragen konnten und die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen sollte: die Erforschung des Himalaja. Ein Unterfangen, das jedoch zunächst an der Zustimmung der Britischen Ostindien-Kompanie scheiterte, welche den Hoheitsanspruch in der Region innehatte und sich von Ausländern ungern in die Karten blicken ließ. Humboldt intervenierte. Der König von Preußen intervenierte. Und schließlich lenkten die Briten ein. Und so brachen die Brüder Schlagintweit im September 1854 von London aus zu einer Forschungsreise nach Zentralasien auf, wo sie das größte Abenteuer ihres Lebens erwartete.

Sie sollten die ersten Menschen werden, die eine Höhe von 6.785 Metern erreichten. Selbst das zu jener Zeit verbotene Tibet würden sie betreten, getarnt als Bewohner der Stadt. Und am Ende ihrer Reise würden sie ganze 15.000 Exponate mit zurückbringen, die auszuwerten ein Ding der Unmöglichkeit wäre. Doch obwohl sie hervorragende Bergsteiger waren, wagemutig, beharrlich und enorm leidensfähig, so sollte dennoch einer von ihnen seinen Forscherdrang mit dem Leben bezahlen.

Rudi Palla, ein scharfer, aber kein strenger Beobachter, war selbst begeisterter Bergsteiger, ist dazu noch begnadeter Biograph des Außergewöhnlichen und weiß daher, wovon er spricht bzw. schreibt. Wie schon in Kurze Lebensläufe der Narren und ganz besonders in Valdivia, der Geschichte der ersten deutschen Tiefsee-Expedition, besticht er mit seiner unnachahmlichen Sprache, die ebenso zurückhaltend wie kurzweilig ist, und während er den Leser in Windeseile durch die Kapitel führt, vergisst er dabei zwar nie den Ernst der Lage, findet aber dennoch immer Zeit und Muße für ein Augenzwinkern. Das ist Rudi Palla, und es gibt nichts aus seiner Feder, was zu lesen sich nicht lohnen würde.

Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln