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Autor
Würger, Takis

Der Club

Untertitel
Roman
Beschreibung

“Der Club” ist ein elitärer Boxverein an der Cambridge University. Viele junge Männer würden einiges dafür geben, die schwarz-grau-blau gestreifte Fliege der Vereinigung zu tragen, die Zugehörigkeit und Macht gleichermaßen definiert. Um diesen Club herum entwirft Takis Würger einen dichten psychologischen Roman, der soziale Abhängigkeiten und Zugehörigkeiten in ihrer ganzen Komplexität schildert und durchleuchtet. Am Ende aber ist es ein Roman über die Frage, wann der Zeitpunkt kommt, an dem ein Mensch die Entscheidung zwischen Richtig und Falsch für sich zu treffen hat, die ihm keine Gruppenzugehörigkeit abnehmen kann.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Kein & Aber, 2017
Format
Gebunden
Seiten
240 Seiten
ISBN/EAN
9783036957531
Preis
22,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Takis Würger, geboren 1985, volontierte bei der Münchner Abendzeitung und besuchte die Henri-Nannen-Schule. Seit Juli 2010 ist Takis Würger SPIEGEL-Redakteur im Ressort Gesellschaft. Er boxt seit sechs Jahren und gewann vor Kurzem seinen ersten Kampf für den Cambridge University Amateur Boxing Club durch technisches K. o. in der ersten Runde.

Zum Buch:

Die Geschichte Takis Würgers hat einen fabelähnlichen Anfang. Ein junges Paar bricht, nachdem die Frau unheilbar an Krebs erkrankt ist, alle Verbindungen zur Gesellschaft ab und zieht in ein einsames Haus am Waldrand. Entgegen dem Rat der Ärzte bringt die Frau einen Sohn zu Welt, Hans. Die engsten und einzigen Verbündeten des Jungen sind der Kirschbaum hinter dem Haus und die Halbschwester seiner Mutter, die, wie er selbst, die Gewalt und Rohheit der Anderen zu kennen scheint. Diese Angst vor dem fremden Kollektiv, für ihn seine Mitschüler, schafft eine Verbindung zwischen den beiden. Doch dann, nach dem Tod seiner Eltern, verlässt ihn die Tante und geht zurück nach England, wo sie als Professorin für Kunstgeschichte in Cambridge arbeitet. Für ihn bedeutet das Jahre auf dem Internat, in denen er isolierter denn je einzig im Boxen eine Art Orientierung findet.

Nach seinem Abschluss holt ihn die Tante unerwartet nach England. Er soll sich Zugang zum elitären Box-Club der Universität verschaffen und dort ein ihm unbekanntes Verbrechen aufklären. In diesem Club erfährt Hans zum ersten Mal, wie es ist Teil einer Gruppe zu sein. Er findet sowohl Freunde als auch Kameraden. Den Unterschied wird er schon bald kennenlernen. Charlotte, eine junge Studentin, macht ihn im Auftrag seiner Tante mit den Verhaltensweisen der elitären Kreise der Universität bekannt. Auch von ihr erfährt Hans nichts über das Verbrechen, das neben den verschiedenen Prüfungen, Ritualen und Kämpfen, die er zu bewältigen hat, um endlich in den Club aufgenommen zu werden, immer mehr in den Hintergrund tritt.

Takis Würger bedient sich einer Sprache, die ebenso reduziert wie poetisch ist. Seine Schilderungen haben oft etwas Gleichnishaftes, beschreiben aber nichts desto weniger zeitgenössische Realitäten des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Mit viel Feingefühl konstruiert er dabei Situationen, die emotionale und soziale Abhängigkeiten und Bedürfnisse verschiedenster Menschen auf verschiedenste Weise beleuchten. Der aus wechselnden Perspektiven erzählte Roman ermöglicht einen tiefen Einblick in die verschiedenen Persönlichkeiten, ihre Ängsten und Hoffnungen. So gelingt es Würger, ein gesellschaftliches Panorama zu zeichnen, das auf sozialen Ausschlüssen und Zugehörigkeiten basiert. Richtig und falsch werden in den komplexen Verstrickungen nahezu unkenntlich. Und doch geht es in diesem Roman gerade darum, diese Unterscheidung nicht aus den Augen zu verlieren. Am Ende ist es ein Roman über die Frage, wann der Zeitpunkt kommt, an dem ein Mensch die Entscheidung zwischen Richtig und Falsch für sich zu treffen hat, die ihm keine Gruppenzugehörigkeit abnehmen kann.

Theresa Mayer, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt