Zum Buch:
Das erste Mal liest man diese knapp hundert Seiten in weniger als einer Stunde. Nicht nur, weil der Name Daniel Kehlmann auf dem Deckel steht, sondern weil die Sogwirkung so enorm ist. Das zweite Mal (und es wird unter Garantie ein zweites Mal geben), nimmt man sich schon mehr Zeit, weil man vielleicht herausfinden will, ab wann, zu welchem Zeitpunkt und wo genau diese unvergleichliche, phantastisch-gruselige Geschichte eigentlich damit beginnt, ihrer unausweichlichen Abwärtsbewegung zu folgen. Denn dass das, was da geschieht, nicht gut ausgehen kann, das spürt man bereits im ersten Viertel. Eine großartige Novelle aus der Hand eines geübten Meisters, der hier jedoch neuen Boden betreten hat.
Eine junge Familie begibt sich für einen Kurzurlaub in ein Dorf in den Bergen, wo sie ein altes, aber frisch renoviertes Haus gemietet hat. Der Ich-Erzähler, der Vater, ist Drehbuchautor und sieht sich gezwungen, an den Erfolg einer Komödie anzuknüpfen; er schreibt jeden Tag und macht sich auch sonst allerhand Notizen. Die Frau vertreibt sich die Zeit, indem sie Nachrichten in ihr Mobiltelefon eintippt, das Kind plappert vergnügt vor sich hin, und alles scheint normal und in Ordnung zu sein.
Bis dann urplötzlich die Stimmung kippt, denn etwas stimmt hier nicht, etwas stimmt hier ganz und gar nicht, und dieses Etwas kommt immer näher, aber nicht etwa von außen – es ist längst in dem Haus, war schon immer da und hinterlässt ein Gefühl von kalter, unbändiger Angst.
Mehr zu verraten wäre nicht nett. Daher …
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln