Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Hustvedt, Siri

Was ich liebte

Untertitel
Roman. Aus dem Amerikanischen von Uli Aumüller.
Beschreibung

Was ich liebte erzählt von sexuellen und künstlerischen Lebensentwürfen, von Familien, Eltern und Kindern. Alles beginnt 1975 im New Yorker Stadtteil SoHo, wo der Kunsthistoriker Leo Hertzberg in einer Galerie ein Bild des jungen Malers Bill Wechsler kauft. Es ist ein Frauenakt, der jedoch den rätselhaften Titel “Selbstporträt” trägt.

Verlag
Rowohlt, 2004
Format
Taschenbuch
Seiten
476 Seiten
ISBN/EAN
978-3-499-23309-8
Preis
9,99 EUR

Zum Buch:

Freundschaft – das ist wohl die spontane und zugleich tief aufrichtige Antwort der meisten Menschen, wenn man sie fragt, was sie im Leben für wichtig halten. In ihrem Roman “Was ich liebte” erzählt Siri Hustvedt von einer anrührend intensiven Freundschaft zwischen zwei Künstlerpaaren, die sich in den siebziger Jahren im New Yorker Stadtteil SoHo kennen gelernt haben. Ausgehend von dieser Künstler- und Intellektuellenszene entwirft sie ein Bild einer westlichen Gesellschaft, ihrer Ziele, Hoffnungen und auch Defekte. Leo Hertzberg ist Kunsthistoriker. Schon beim ersten Zusammentreffen mit dem jungen Maler Bill Wechsler in dessen Atelier bahnt sich ein intensives Gespräch an, dessen Ausgangspunkt ein Selbstporträt Wechslers ist: Seltsamerweise zeigt das Selbstporträt nicht den Maler, sondern einen Frauenakt – eine Momentaufnahme eines vielschichtigen, verzwickten Beziehungsgeflechts, wie Leo Hertzberg erfahren wird. Zwischen den beiden Männern und ihren Frauen entsteht eine Freundschaft von ganz besonderer Qualität, so vertraut, rücksichtsvoll und energiegeladen ist sie. Bald wohnen die Paare in Lofts übereinander, der Nachwuchs kündigt sich zeitgleich an. Die gemeinsamen Gespräche sind anregend, es geht um Kunst, um Literatur. Bills Ehe mit Lucille zerbricht, es zieht ihn zu Violet, dem Modell seines “Selbstporträts”, eine schwierige Phase für alle. Eines Tages hebt ein schweres Unglück die heile Welt der Freunde jäh aus den Angeln, Schicksalsschläge brechen über sie herein, auf die sie nicht vorbereitet sind, von denen sie sich auch nicht erholen werden. Der Leser lernt Leo Hertzberg, den Ich-Erzähler, kennen, als dieser – inzwischen im Ruhestand und sehbehindert – die besten Jahre seines und die des Lebens seiner Freunde wieder auferstehen lässt. Siri Hustvedt bringt ihre Leser mitten in die Künstler- und Intellektuellenwelt ihrer Romanfiguren, lässt sie teilhaben an ihren Diskussionen. Ein Leser, der gebildetes Namedropping nicht mag, wird sich (wie im echten Leben) direkt ein wenig unwohl fühlen. Es gelingt der Autorin, die Werke Bills und später auch die des Schockkünstlers Teddy Giles allein durch Worte vor das innere Auge des Lesers zu rufen. So wird der Leser zum stillen Diskussionspartner, wenn die Freunde über die Wahrnehmung und Bedeutung von Kunstwerken nachdenken, oder auch über die Grenzen ihrer Interpretierbarkeit. Ebenso nimmt der Leser teil an Violets gesellschaftskritischen Abhandlungen über Hysterie, Essstörungen und Psychopathie, Themen, die im Leben der Protagonisten reflektiert zu sein scheinen. “Was ich liebte” ist, wie der Titel vermuten lässt, ein melancholischer Roman, der sehr persönliche, zum Teil ausgesprochen alltägliche Geschichten des Lebens seiner Figuren erzählt und reflektiert, dabei aufgrund der kritischen Auseinandersetzung über gesellschaftlich relevante Werte den Anspruch auf Übertragbarkeit vermuten lässt. Auch wenn der Roman zum Ende hin an Fahrt gewinnt und sogar Thriller-Qualität aufweist, kommt man nicht umhin zu denken, mit der literarischen Form einer Doktorarbeit konfrontiert zu werden. Bestsellerlesen kann echte Arbeit sein. Martina Morawietz, Köln.