Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Toole, John K

Die Verschwörung der Idioten

Untertitel
Roman. Aus dem Englischen von Alex Capus
Beschreibung

New Orleans. Mitte der 70er Jahre. Ignatius. J. Reilly, übergewichtig, immer noch bei seiner betagten Mutter wohnend, bekennender Misanthrop, wortgewandter Weltverbesserer und überhaupt ziemlich durchgeknallt, sieht sich nach Jahren der häuslichen Untätigkeit dazu gezwungen, einen Job anzunehmen. Und begibt sich auf einen Kreuzzug. Ein Kultroman. Anarchistisch. Radikal. Überbordend witzig. Eine Wiederentdeckung durch die großartige Neuübersetzung von Alex Capus.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Klett-Cotta Verlag, 2011
Format
Gebunden
Seiten
461 Seiten
ISBN/EAN
978-3-608-93900-2
Preis
22,95 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

John Kennedy Toole, geboren 1937, schrieb „Die Verschwörung der Idioten“ während seines Militärdienstes in Puerto Rico. Jahrelang suchte er vergeblich nach einem Verleger, 1969 nahm er sich das Leben. Elf Jahre später veröffentlichte ein kleiner Universitätsverlag das Manuskript auf Drängen der Mutter. 1981 erhielt Toole posthum den Pulitzer-Preis.

Zum Buch:

Da ist er also. Zweieinhalb Zentner schwer und trotz bestem Sommerwetter in Tweedhosen, kariertem Flanellhemd und dieser scheußlichen, speckig-grünen Jagdmütze mit abstehenden Ohrenklappen, mit der er selbst in einer Stadt wie New Orleans auffällt wie ein blauer Elefant. Sein Name ist Ignatius J. Reilly. Er steht vor einem Kaufhaus und wartet auf seine betagte Mutter, bei der er immer noch wohnt und die, gerade wegen Ignatius, ziemlich mit den Nerven runter ist und sich, wenn ihr Sohn nicht hinschaut, öfter mal einen Schluck aus der im Backofen versteckten Flasche Muskateller genehmigt. Während er also so da steht und wartet, geht Ignatius wieder mal einer seiner Lieblingsbeschäftigungen nach: Fußgänger anpöbeln. Befindet er sich doch auf einer Art Mission, einem, wie er sagt, »Kreuzzug für gute Sitten und Geschmack sowie Theologie und Geometrie«. Was auch immer das bedeuten mag. Jedenfalls weigert er sich strikt dagegen, sein Potential an irgendeine geregelte Arbeit zu vergeuden, übrigens sehr zum Leidwesen seiner geplagten Mutter, und so verbringt er seine Tage für gewöhnlich vor dem Fernseher, schaufelt Unmengen Dougnats in sich hinein und lästert lauthals über die Anstößigkeiten billiger Soaps, schreibt giftige Leserbriefe an alle und jeden, wettert gegen die zunehmende Verdummung seiner Mitmenschen und leidet zuweilen an mächtigen Blähungen, die er auf eine durch zu viel Stress verursachte Verklemmung seines Magenventils zurückführt.

Endlich holt seine Mutter ihn ab und kann ihn gerade noch vor einer Verhaftung retten. Sie steigen rasch in deren klapprigen 59er Plymouth, brausen davon, streiten sich mal wieder und verursachen schon an der nächsten Ecke einen Unfall. Als sich daraufhin die Versicherung meldet und Geld sehen will, helfen alle Ausreden nicht mehr, nein, jetzt muss er sich endlich einen Job zu suchen. Und den findet er dann ausgerechnet im French Quarter, einer Gegend in der sämtliche Laster zu Hause sind. Aber Ignatius J. Reilly befindet sich ja auf einer Mission, seinem Kreuzzug. Und so bricht das Chaos vollends aus.

Bitte tun Sie sich den Gefallen, lesen Sie dieses Buch! Aber besser nicht im Zug oder in der U-Bahn, denn, wie es im Klappentext so treffend heißt: »Sie fallen sonst unangenehm auf. Nicht durch Grinsen oder Kichern, sondern durch wieherndes Gelächter.« Die von Alex Capus virtuos übersetzte Neufassung dieses bereits 1980 erschienenen Meisterwerkes, dieses skurrile, derb-komische, vor hochintelligentem Sprachwitz überschäumende Schelmenstück um den völlig durchgeknallten Misanthropen und Möchtegern-Anarchisten Ignatius J. Reilly – zementiert geradezu den Status eines Kultromans. Ich kann hier mit gutem Gewissen behaupten, dies ist mein Buch für das Jahr 2011. Mit Ausrufezeichen.

Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln