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Autor
Bank, Zsuzsa

Der Schwimmer

Untertitel
Roman
Beschreibung

Ohne ein Wort des Abschieds: Eine Mutter verlässt zwei kleine Kinder, ihren Mann und das Ungarn des Jahres 1956, um in den Westen zu gehen. Vater und Kinder reisen quer durch Ungarn von Verwandten zu Verwandten, werden Zeuge schwerer Schläge des Schicksals – stets auf der Suche nach dem entzogenen Glück.

Verlag
Fischer, 2004
Format
Taschenbuch
Seiten
284 Seiten
ISBN/EAN
978-3-596-15248-3
Preis
8,95 EUR

Zum Buch:

Eine traurige Geschichte, die Zsuzsa Bánk in ihrem Roman “Der Schwimmer” erzählt. Sie spielt im Ungarn des Jahres 1956, nach dem Volksaufstand in Budapest: Eine Mutter verlässt ohne ein Wort ihre zwei kleinen Kinder und ihren Mann und läuft in den Westen davon. Der Vater, der mit dem kleinen Isti und Kata nichts anfangen kann, setzt eine über Jahre dauernde Reise in Gang: Von Patentante, zu Cousine, Cousin, zur Mutter; überall bleibt die verletzte Familie so lange, bis sie wieder weiter muss. Das Ungarn, das die Kinder erleben, ist von Stillstand geprägt: konservativ-prüde, rückständig. “… sie hat euch verlassen, ja? Den Hof, die Jauchegrube, den Gottesdienst, ja? Und ihr wundert euch?” diese Frage Agis, der Frau des Cousins, kann Kata nicht beantworten, jedenfalls nicht als Kind. Kata und Isti erfahren von Schicksalsschlägen innerhalb der Verwandtschaft und von der Geduld, mit der man das Unglück erträgt. Die Welt der Kinder ändert sich, als der Vater ihnen eines Tages das Schwimmen beibringt. “Am Wasser spielen sich die wenigen Glücksmomente ab, die diese Kinder haben. … Entweder, wenn sie an einem Fluß sind, wenn sie am See sind und beim Schwimmen selbst”, sagt Zsuzsa Bánk in einem Interview mit dem Hessischen Rundfunk anlässlich der Buchmesse 2002. “Das ist für diese Kinder in dieser Zeit des Stillstands vielleicht eine Möglichkeit, sich doch zu bewegen, sich zu entfernen von dem, was ihnen nicht gefällt oder das, was sie auch nicht ertragen können.” Glück, das gab es auch einmal für den Vater und die Mutter, deren Heirat eine Liebesheirat war. “Irgendwer habe dieses Glück wieder eingesammelt, es entzogen, ohne die beiden zu fragen, ob sie genug davon gehabt hätten, ob es ihnen ausgereicht habe”, so erklärt die Großmutter väterlicherseits den Kinder ihr Schicksal. “Irgendwann gehe es allein ums Ertragen…”. Ein tragischer Todesfall beendet Bánks hervorragend erzähltes Werk. Die Autorin entwickelt die Geschichte aus der Perspektive von Kata. Inzwischen erwachsen versetzt diese sich zurück in ihre Kindheit und erzählt in kurzen Sätzen, macht ihre sinnlichen Beschreibungen an kleinen Beobachtungen fest, bleibt dabei nüchtern-distanziert. Die Dialogform kennt der Roman nicht, vielmehr spiegelt er gekonnt eine Erzählkultur, in der Kata Familiengeschichte überliefert, wie sie ihr zuvor von Großmüttern und Tanten erzählt wurde. Familie, Liebe, Herzlichkeit, Sehnsucht, Verrat, Einsamkeit, Sommerglück, Träume von der heilen Welt, Freude an den kleinen Dingen; das sind die Themen dieser Familiengeschichten. Ein wenig Heimweh kommt da auf. Im Französischen lässt sich “Heimweh” übrigens neben “mal du pays” auch mit “nostalgie” übersetzen. “Nostalgie”, die unbestimmte Traurigkeit, die davon herrührt, dass man sich entfernt hat von dem, was man kannte, dass das Vergangene sich als unwiederbringlich erweist, dass ein Wunsch unbefriedigt bleibt … ZSUZSA BANK Zsuzsa Bánk wurde 1965 in Frankfurt geboren. Sie studierte Publizistik, Politik und Literatur und arbeitete als Buchhändlerin. Sie lebt und arbeitet als Redakteurin in Frankfurt. Die Autorin, Kind ungarischer Flüchtlinge, reiste häufig mit den Eltern zu Verwandten nach Ungarn. “Es ist das einzige Land, das mich so nachhaltig beeindruckt und inspiriert hat. Da gibt es so unheimliche viele Bilder, die mir dazu einfallen, so unglaublich viele Erinnerungen”, sagt sie. Ihr Werk wurde mehrfach ausgezeichnet: Sie erhielt den “aspekte”-Literaturpreis für das beste deutschsprachige Prosadebüt des Jahres 2002 und Literaturförderpreis der Jürgen Ponto-Stiftung Martina Morawietz, Köln