Zum Buch:
Bei einem wilden Stamm in Papua-Neuguinea in den 1930er Jahren Feldforschung zu betreiben erfordert Mut – viel Mut, wenn man eine Frau ist. Nell Stone, zu Beginn ihrer Reise mit dem frisch angetrauten Ehemann Fen schon eine berühmte Ethnologin, kann nur ahnen, worauf sie sich einlässt. Ein spannender, feinsinniger Roman, der die Grenzen zwischen Zivilisation und Wildnis in Frage stellt.
Als Andrew Bankson 1932 bei dem Weihnachtsfest der Regierungsstation von Angoram, Neuguinea, auf das Ehepaar Nell Stone und Schuyler Fenwick trifft, finden sich die drei Forscher sofort mitten in einem intensiven Austausch wieder; sie diskutieren nicht nur die Ergebnisse ihrer Forschung, sondern auch die Grenzen der Wissenschaft. Gemeinsam suchen sie nach neuen Erkenntnissen und gelangen zu den Tam, einem friedlichen, weiblich dominierten Stamm am Sepik. Fen und Andrew beginnen sehr schnell um die fachliche Vorrangstellung zu kämpfen; eine tiefe – auch erotische – Anziehung zwischen Nell und Andrew lässt auch sie zum Objekt eines höchst subtilen Wettstreits zwischen den Männern werden. Als Fen sich im Alleingang zu einem drastischen Schritt entschließt, um an einen Kultgegenstand der Kiona zu kommen, bringt er nicht nur sich in Gefahr.
Das Leben der berühmten Ethnologin Margaret Mead inspirierte die mehrfach ausgezeichnete Autorin Lily King zu diesem farbenprächtigen Roman um drei Forscher, die im Neuguinea der 1930er Jahre tatsächlich in einem emotionalen, intellektuellen Dreiecksverhältnis lebten. Mit Nell, Fen und Andrew hört man die Schlitztrommelrufe, gleitet in Pinassen über den Sepik, hilft dabei, einen gewaltigen Brotfruchtbaum auszuhöhlen. Gleichzeitig realisiert man aber auch, wie sehr die Forscher in ihrer Rolle als Beobachter, in ihrer vermeintlichen Vorrangstellung von Zivilisierten unter Wilden gefangen sind.
Der Roman wurde mit dem Kirkus Prize ausgezeichnet und von der New York Times unter die fünf besten literarischen Bücher des Jahres 2014 gewählt.
Susanne Rikl, München