Zum Buch:
Auf dem Weg zum ManCat schlägt Dr. Peter Brown einen bewaffneten Junkie mit ein paar gezielten Hieben bewusstlos, steckt die Waffe in seine OP-Hose, hebt sich den Kerl über die Schulter und trägt ihn in die Notaufnahme des Manhattan Catholic, dem Krankenhaus, in dem er seit einem Jahr als Assistenzarzt auf der Station für Innere Medizin arbeitet.
Der Tag kann nur besser werden, denkt er sich. Wird er aber nicht.
Angekommen auf seiner Station, wirft er erst mal ein paar Moxfan ein, denn wie die meisten seiner Kollegen leidet auch er unter chronischem Schlafentzug. »Moxfan ist das Medikament, das Bomberpiloten bekommen, die von Michigan zum Bombenabwerfen in den Irak und wieder zurückfliegen sollen, ohne anzuhalten.« Auf der Krankenakte seines ersten Patienten an diesem Tag, Magen-Darm-Krebs, steht der Name LoBrutto, und sofort klingeln bei ihm sämtliche Alarmglocken. LoBrutto. LoBrutto? Klingt schwer nach Mafia. Und in dem Moment, als er die Tür öffnet, erkennen sich Doktor und Patient sofort wieder.
»Ich dachte, du heißt Squillante?!«
»Squillante ist nur ein Spitzname von mir. So wie Eddy Consol. Oder Vincent. Und du hast dich als Arzt verkleidet?«
»Nein. Ich bin Arzt.«
Dieser LoBrutto, alias Squillante, alias Eddy Consol und Vincent, ist hauptberuflich Mafiosi. Und dass er Dr. Brown wiedererkannt hat, ist für den eine absolute Katastrophe. Dazu muss man wissen, dass Dr. Peter Brown eigentlich Pietro Brnwa heißt, seine Großeltern kamen ursprünglich aus Polen, und dass er, bevor er ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen wurde, Auftragskiller für einen gewissen David Locano war, einem Capo der New Yorker Mafia. LoBruttos Boss. Und dazu muss man noch wissen, dass Brown/Brnwa Locanos Sohn umgebracht hat, mit dem er seit seiner Jugendzeit befreundet war. Deshalb das Zeugenschutzprogramm.
Eine prekäre Situation also.
Was tun?
Man kommt bei der Lektüre von “Schneller als der Tod” nicht umhin, die Figur Dr. Browns des Öfteren mit Dr. House zu vergleichen, dem schrägen Arzt aus der gleichnamigen TV-Serie. Wer die kennt, merkt das sofort. Josh Bazells Debütroman ist eine rabenschwarze Gaunerkomödie ersten Ranges. Dieser Roman liest sich ungemein schnell, am besten nimmt man ihn sich an einem verregneten Sonntag vor und hat dann verdammt viel Spaß dabei.
Die Dialoge sind einsame Spitze; überhaupt pflegt Bazell einen extrem forschen Schreibstil, und das macht er ausgesprochen gut. Der Roman ist ein Feuerwerk. Einfach klasse geschrieben. Man darf gespannt sein, was sich Bazell als Nächstes ausdenkt.
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln