Zum Buch:
Wenn die eigenen Eltern heiraten, kann das für Kinder ganz schön schwierig werden. Vor allem, wenn die Eltern die Ehe – aus politischen Gründen – jahrzehntelang vehement abgelehnt und ihre Kinder in den achtziger Jahren in einer Hippiekommune in Nordengland großgezogen haben, mit allem, was an Chaos so dazugehört, von freier Liebe bis zu organischem Gemüseanbau. Serge und Clara sind jedenfalls gar nicht begeistert, als sie von den Hochzeitsplänen erfahren, Clara, weil sie sich wie immer (als ältestes Kind einer Kommune) für alles verantwortlich fühlt, Serge, weil er wie immer ein schlechtes Gewissen hat. Er hat seine Eltern, offen gesagt, brutal belogen, sitzt er doch längst nicht mehr, wie sie glauben, in Cambridge an seiner Doktorarbeit, sondern als Investmentbanker in einem Londoner Bankhaus und verstößt damit mal wieder zu hundert Prozent gegen all die antikapitalistischen Maximen, mit denen sie ihn erzogen haben. Aber als Mathematiker zieht ihn die angewandte Spieltheorie des Aktienmarktes nun einmal magisch an, und dass er dabei auch noch reichlich Geld verdient, findet er ja eigentlich auch nicht schlecht. Und dann ist da ja noch die wunderschöne Kollegin Maroushka Malko aus dem unaussprechlichen Land ganz weit im Osten, die er unbedingt erobern will. Aber sie zur Hochzeit seiner Eltern mitnehmen, das ist völlig undenkbar. Schwester Clara hat andere Probleme. Sie ist zwar – als Lehrerin an einer Gesamtschule in einem heruntergekommenen Viertel von Doncaster – den Idealen ihrer Eltern nicht ganz untreu geworden, leidet aber immer noch unter ihrem Verantwortungskomplex und wird schon vom Tod des Klassenhamsters vor Schuldgefühlen völlig aus der Bahn geworfen. Außerdem gerät sie immer an die falschen Männer. Und dann ist da noch Oolie-Anna, eine weitere Schwester, die von ihrem Sozialarbeiter gelernt hat, dass auch Menschen mit Down-Syndrom selbstständig leben und vielleicht sogar poppen können, was ihre Mutter aber gar nicht gut findet. Schließlich heiratet sie im Grunde ja nur Oolie-Annas wegen …
Marina Lewycka erzählt temporeich und mit viel Witz vom Leben einer so chaotischen wie liebenswerten Familie, von den Träumen des alten und denen des neuen Jahrhunderts, von geplatzten und neuen Illusionen, gescheiterten und gelungenen Lebensentwürfen, und natürlich von der Bedeutung, die Kaninchen, Hamster und andere Kleintiere im Menschenleben wirklich haben. Ein Roman, der rundherum Spaß macht.
Irmgard Hölscher, Frankfurt am Main