Zum Buch:
Avi Avraham, noch nicht lange in seiner neuen Position, hat gleich einen komplizierten Mord aufzuklären. Dabei schwirrt ihm genug Ungelöstes im Kopf herum. Marianka aus Brüssel ist bei ihm zu Besuch – wird ihre Liebe die räumliche und kulturelle Distanz überbrücken können? Zu allem Überfluss haben sich auch ihre Eltern angesagt. Wie soll er einen Weg finden, seine ehemaligen Kollegen jetzt als Vorgesetzter zu führen, zumal gewaltige Selbstzweifel an ihm nagen?
Der Fall Lea Jäger – die ältere Frau wurde in ihrer Wohnung erwürgt aufgefunden – erhält ungewollte Brisanz, als ein Zeuge behauptet, einen Polizisten zur Tatzeit im Hause gesehen zu haben. War er echt? Und wenn ja, warum meldet er sich nicht auf dem Revier? Dreh- und Angelpunkt für Avi Avraham ist es, diesen Polizisten schnellstmöglich zu finden, und er plant, sämtliche Medien dafür einzusetzen, wird aber von oberster Stelle sofort zurückgepfiffen. Ohne die Identität dieses Polizisten sieht Avi allerdings kein Weiterkommen in dem Fall, und so recherchiert er, unterstützt von zwei Getreuen, insgeheim in diese Richtung weiter.
Eine Frau meldet sich auf dem Revier, auch sie wurde vor Jahren vergewaltigt. Sie möchte dem Polizisten, der sie vor kurzem dazu noch einmal ausführlich befragt hat, eigentlich nur den vergessenen Regenschirm zurückgeben. Gibt es eine Verbindung zwischen den beiden Fällen, fragt sich Avi? Hatte Lea Jäger möglicherweise am Tag ihres Todes auch eine Verabredung mit dem ominösen Polizisten?
Erst Mali Bengston, Bankangestellte und Alleinverdienerin in ihrer vierköpfigen Familie, bringt die Ermittlung schließlich in Fahrt. Sie hat noch heute schlaflose Nächte und spürt die schwere Hand des Vergewaltigers an ihrem Hals, wenn sie alleine im Bett liegt. Im Moment befindet sie sich allerdings in einer Ehekrise. Ihr Mann findet seit langem keinen Job, ist schweigsam. Verzweifelt fragt sie sich auch, ob er etwas vor ihr verbirgt. Ahnt sie schon früh die ganze Tragik des Geschehens?
Ein spannendes Puzzle ist dieser Krimi, der besonders von den inneren Monologen der Protagonisten lebt. Gefesselt erwartet man, immer wieder verunsichert über den möglichen Ausgang, die Auflösung. Ein wenig erinnern Stil, Aufbau und Sprache an die philosophischen Kriminalromane der erfolgreichen schwedischen Autoren wie Hakan Nesser. Eine lesenswerte Neuentdeckung!
Brigitte Hort, Eitorf