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Autor
Némirovsky, Irène

Herr der Seelen

Untertitel
Roman. Aus dem Französischen von Eva Moldenhauer
Beschreibung

Ein junger Arzt ist voller Hoffnung mit seiner Familie von der Krim nach Frankreich eingewandert. Aber er bekommt im Nizza und Paris der 1920er Jahre keine Chance, sich zu beweisen. Bis er sich entschließt, die Schönen und Reichen mit einer neuartigen Heilungsmethode zu beeindrucken und ihm als Scharlatan ein atemberaubender gesellschaftlicher Aufstieg gelingt.

Verlag
Sammlung Luchterhand, 2009
Format
Taschenbuch
Seiten
288 Seiten
ISBN/EAN
978-3-630-62157-9
Preis
8,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Irène Némirovsky wurde 1903 als Tocher eines jüdischen Bankiers in Kiew geboren. Nach der Oktoberrevolution ging die Familie nach Paris; dort avancierte Irène zum Star der Literaturszene. Vor den deutschen Truppen floh sie in den Süden Frankreichs, wurde verhaftet und starb 1943 in Auschwitz. Ihr Werk wurde erst 60 Jahre später durch einen Zufall wiederentdeckt. Bei Knaus erschienen: “Suite française”, “Jesabel” und “Die Hunde und die Wölfe”.

Zum Buch:

Der Arzt Dario Asfar weiß nicht mehr, wie er seine Frau Clara und den neugeborenen Sohn ernähren soll. Hatte er zunächst noch gehofft, durch das Medizinstudium der Elend zu entkommen, muss er jetzt feststellen, dass die Reichen im Nizza der zwanziger Jahre auf die Dienste eines Migranten aus der Levante lieber verzichten, während die Armen nicht zahlen können. Aus Not findet er sich sogar zu einer Abtreibung bereit, nur um erneut betrogen zu werden. Als er zufällig den Industriellen Wardes kennenlernt, trifft er schließlich eine folgenschwere Entscheidung. Asfar verrät seine ärztlich Ethik und wird zum Scharlatan, der die Reichen und Schönen mit einer Mischung aus Psychoanalyse und Hypnose von sich abhängig macht.

Wie schon in „Die Hunde und die Wölfe“ zeichnet Némirowsky in „Herr der Seelen“ präzise und eindringlich die Lage der russisch-jüdischen Einwanderer nach, die im Frankreich der 20er und 30er Jahre verzweifelt versuchen, einen Ort – und Anerkennung – zu finden. Aber sie zeigt auch psychologisch überzeugend, wie diese Suche nach Anerkennung auf Irrwege führt, die zwar zunächst zu dem so ersehnten materiellen Erfolg, aber nicht zu dem ersehnten Gefühl der Zugehörigkeit führen. „Herr der Seelen“ ist auch deshalb so eindringlich und beklemmend, weil das Thema trotz der Verortung im Frankreich vor dem Zweiten Weltkrieg – leider – nichts an Aktualität verloren hat.  

Irmgard Hölscher, Frankfurt am Main       

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