Zum Buch:
Was macht man, wenn man einen alten Landsitz samt ausgedehnter Ländereien am Rande der schottischen Highlands sein Eigen nennt und somit unterhalten muss? Man vermietet. Und so haben Lord und Lady McIntosh mehrere kleine Cottages auf dem Gelände und einen Nebenflügel ihres Herrenhauses liebevoll in Ferienunterkünfte verwandelt, die von Ruhe und Abgeschiedenheit suchenden Gästen gerne besucht werden.
Ruhe und Abgeschiedenheit hat sich auch die Chefbankerin Liz gewünscht, als sie für sich und ihre vier Mitarbeiter einen einen WLAN- und ablenkungsfreien Ort für ein paar Tage kurz vor dem Jahresende suchte. Zusammen mit einer ambitionierten Psychologin und einer eigenen Köchin hofft sie, ihre unmotivierte Truppe durch einen „Teambuildingprozess“ in eine harmonische, erfolgreich arbeitende Abteilung zu verwandeln. Womit sie, neben diversen professionellen Problemen, allerdings nicht gerechnet hatte, waren: altertümliche, lauwarme Heizungen, mühsam schnaufende Boiler, die selten ausreichend Wasser bereitstellen, überlastete Stromleitungen und ein verfrühter Wintereinbruch.
Lord und Lady McIntosh bemühen sich nach Kräften, es den Gästen so angenehm wie möglich zu machen und alle anfallenden Probleme schnellstens zu beseitigen. Womit sie nicht rechnen konnten, war, dass sich ihre Haushaltshilfe ausgerechnet jetzt den Arm bricht und dass einer, die herrschaftliche Atmosphäre zierenden Pfauen durchdreht und sich über Liz’ parkende Luxuskarosse hermacht – mit deutlich sichtbaren Folgen. Um weiteren Schaden zu vermeiden, erschießt der Lord heimlich den durchgeknallten Vogel und versteckt ihn, um seiner Frau die Tat schonend beizubringen, im Wald unter einem Laubhaufen.
Leider findet Liz’ Hund ihn vorher, und die sowieso schon genervte Bankerin glaubt, er hätte den Vogel gerissen. Da sie keinen Ärger mit den Vermietern will, weist sie einen ihrer Mitarbeiter an, das Tier zu entsorgen. So beginnt ein bunter Reigen von Versteckspielen und Missverständnissen, und innerhalb kürzester Zeit stecken fast alle Beteiligten in irgendwelchen realen oder eingebildeten Schuldzusammenhängen, in die sie sich immer tiefer verstricken.
Mit ihrem Romanerstling ist Isabel Bogdan, preisgekrönte Übersetzerin für englischsprachige Literatur, ein unterhaltsames und witziges Buch gelungen. „Der Pfau“ ist temporeich und mit viel Situationskomik geschrieben, Klischees werden dabei nicht etwa vermieden, sondern lustvoll und ideenreich bedient. Das liest sich „very british“ und unterhaltend.
Ruth Roebke, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt