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Autor
Byatt, A.S.

Das Buch der Kinder

Untertitel
Roman. Aus dem Englischen von Melanie Walz
Beschreibung

A. S. Byatt hat einen berauschender Roman geschrieben, der nach England, Paris und München entführt, in die Epoche zwischen 1895 und 1919: Eine Zeitreise für alle Sinne.

Verlag
Fischer Verlag, 2011
Format
Gebunden
Seiten
896 Seiten
ISBN/EAN
978-3-10-004417-4
Preis
26,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

A. S. Byatt gelangte mit ihrem Roman ›Besessen‹, der 1990 mit dem Booker-Preis ausgezeichnet wurde, zu Weltruhm. Ihr Werk umfasst neun Romane, zahlreiche Erzählungen und literaturkritische Texte; für ihr Schaffen wurde sie vielfach ausgezeichnet und 1999 von der Queen zur ›Dame Commander of the British Empire‹ ernannt. A. S. Byatt kam 1936 in Yorkshire zur Welt, hat drei Töchter und lebt in London.

Zum Buch:

A. S. Byatt hat einen berauschender Roman geschrieben, der nach England, Paris und München entführt, in die Epoche zwischen 1895 und 1919: Eine Zeitreise für alle Sinne.

Im Zentrum des Romans stehen drei englische Familien: Prosper Cain, Witwer und Museumskurator am Victoria & Albert-Museum, ist ein zurückhaltender, warmherziger Mensch, der an allererster Stelle für seine Kinder, aber auch für die mit ihm befreundeten Künstler und Kunsthandwerker alles tut, was in seiner Macht steht (und dabei mehr als einmal seine eigenen Erwartungen übertrifft). Ihn besucht aus Gründen der Inspiration gerne und oft Olive Wellwood, die erfolgreiche Kinderbuchautorin, die auf Todefright, einem alten kentischen Gehöft aus Stein und Fachwerk, mit ihrem Mann und Journalisten Humphry und einer Horde Kinder lebt. Für sie ist der Alltag Anregung und das Geschriebene der Realität ebenbürtig (deshalb ist es hilfreich, dass Olives Schwester Violet auf Todefright in der Lage ist, Fiktion und Wirklichkeit zu trennen). Fest verankert in der politischen Welt, weil Banker aus Leidenschaft, ist Humphreys Bruder Basil, der mit seiner Familie einen konservativen Lebensstil vorzieht (im Alter aber neue Seiten entwickelt). Dagegen völlig der Kunst und ihrem Bann verfallen ist Benedict Fludd, der wahre Meisterwerke aus Ton fertigt und mit unbeschreiblich schönen Glasuren überzieht. Seine Arbeiten wirken, als seien sie einer anderen Welt entsprungen und in dieser Welt lebt der Künstler auch (was seiner Familie nicht gut tut).

Ich könnte endlos weitererzählen von Lehrern, Anarchisten, Pfarrern, Sufragetten, Schriftstellern, Marionettenspielern, Regisseuren und weiteren Künstlern, die mit diesen Familien mehr als nur ein Geheimnis teilen und daran teilhaben, wie die Kinder der Familien älter werden. Doch das sei A. S. Byatt überlassen, die es meisterhaft versteht, den Leser eintauchen zu lassen in die edwardianische Welt, die die Welt der Kinder sein wird, in vielerlei Hinsicht. Von der ersten Seite an habe ich in der Ära des Romans mit all diesen außergewöhnlichen Menschen verschiedener Generationen gelebt, etwas, das mir seit der Lektüre von Galsworthys “Forsyte Saga” in dieser Intensität nicht mehr passiert ist. Nie werde ich den Ausflug zur Weltausstellung in Paris vergessen oder den Spaziergang durch Schwabing im Juni 1903. Wenn am Ende des Buches der Erste Weltkrieg seinen Tribut gefordert hat und sich die Überlebenden, Kinder wie Eltern, treffen, ist es Zeit, Abschied zu nehmen und sich wieder im Hier und Jetzt einzufinden, leider.

Susanne Rikl, München