Zur Autorin/Zum Autor:
Axel Capus, geboren 1961 in Frankreich, studierte in Basel Geschichte und Philosophie. Heute lebt er in Olte. Weitere Bücher: – Munzinger Pascha (1997) – Eigermönchundjungfrau (1998) – Mein Studium ferner Welten (2001)
Die Geschichte eines Banküberfalls, mit dem die beiden Wuppertaler Arbeitslosen und unzertrennlichen Freunde Waldemar Velte und Kurt Sandweg ihren Traum verwirklichen wollen, der Enge und dem Mief ihres Daseins im Deutschland des Jahres 1933 zu entfliehen.
Handelte es sich bei dem Fall eines Bankraubs, den Alex Capus in seinem Roman beschreibt, um die Erfindung eines Schrifstellers, dann würde man zwangsläufig von einem Krimi sprechen. Aber oft schreibt das Leben die besten Krimis und der Schriftsteller braucht nur der Wirklichkeit hinterher zu schreiben. Am Anfang der spannenden Lektüre steht ein Banküberfall, mit dem die beiden Wuppertaler Arbeitslosen und unzertrennlichen Freunde Waldemar Velte und Kurt Sandweg ihren Traum verwirklichen wollen, der Enge und dem Mief ihres Daseins im Deutschland des Jahres 1933 zu entfliehen. Am Ende, in Basel, sind beide tot, getötet von eigener Hand, weil ihr wahnwitziger Plan gescheitert ist, und der Freitod für sie nur die logische und konsequente Fortsetzung ihres eingeschlagenen Weges bedeutete. Es handelt sich nicht um eine fiktive Geschichte. Alex Capus hat die noch lebenden Verwandten und Personen befragt, die die beiden Bankräuber und kaltblütigen Mörder gekannt oder getroffen haben. Er hat die Polizei- und Zeitungsarchive gesichtet und das ausgewertet, was er zu dem Fall an Informationen finden konnte. Die meisten Angaben stammen von Dorly Schupp, damals Schallplattenverkäuferin in einem Baseler Kaufhaus. Sie verband eine nur wenige Tage dauernde platonische Liebe mit Velte. Aus den dürren Fakten der protokollierten Zeugenvernehmungen und der Presseresonanz ist eine fesselnde Rekonstruktion der wenigen Wochen im Leben der beiden jungen Männer entstanden, in denen sie in eigenen Worten “die Kraft hatten, für den einzigen wahren Lebenszweck zu kämpfen”. Capus – hierin ganz Historiker – schmückt die Ereignisse nicht unnötig aus und enthält sich jeglicher moralischer Bewertung der Ereignisse. Eine mit der Schilderung des Falles Velte/Sandweg verzahnte zweite Erzählebene schafft er durch die “Liebesgeschichte” der Großeltern des Ich-Erzählers. Ob Marie Stifter und ihr späterer Ehemann Ernst Walder nun real existierende Personen sind, oder ob der Autor damit geschickt eine weitere Perspektive geschaffen hat, ist nicht entscheidend, erhöht diese doch zweifelsohne das Lesevergnügen.
Ralph Wagner, Ypsilon Buchladen & Café, Frankfurt