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Autor
Coupland, Douglas

Generation A

Untertitel
Roman. Aus dem Englischen von Clara Drechsler und Harald Hellmann
Beschreibung

Ein Bienenstich kann zwar recht schmerzhaft sein, ist aber für gewöhnlich nichts Besonderes, wem wäre das nicht schon mal passiert? Nur: was, wenn vor gut fünf Jahren die allerletzte Biene gesichtet wurde? Weltweit? In Douglas Coupland’s neuem Roman werden dann gleich fünf völlig unterschiedliche Menschen an völlig verschiedenen Orten gestochen – und damit zu regelrechten Hoffnungsträgern, um nicht zu sagen: zu Stars. Ein Roman wie ein Feuerwerk. Geistreich, originell, doppelbödig, enorm witzig.

Verlag
Tropen-Verlag, 2010
Format
Gebunden
Seiten
332 Seiten
ISBN/EAN
978-3-608-50110-0
Preis
19,95 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Douglas Coupland, geboren 1961 auf einem NATO-Stützpunkt in Deutschland, wuchs in Vancouver auf, wo er auch heute als Autor und Künstler lebt. In den späten Achtzigern begann er für lokale Magazine zu schreiben, daraus resultierte 1991 sein Erstlingswerk “Generation X”, das ihn schlagartig berühmt machte und zum Sprachrohr einer ganzen Generation werden ließ.

Zum Buch:

Zack sitzt gerade in der Fahrerkabine seines hypermodernen Mähdreschers in Mahaska County, Iowa und mäht sein neuestes Kunstwerk in ein Maisfeld, einen vier Hektar großen Schwanz mit Eiern. Zack ist splitternackt und lässt sich dabei per Webcam von einem durchgeknallten Werbetexter filmen. Das bringt immerhin hundert Dollar die Stunde.
Samantha klatscht in Palmerston North, Wanganui, Neuseeland, eine Scheibe Weißbrot auf ein Fleckchen gelben Sand und schießt mit ihrem neuen Handy ein Foto davon. Das Bild schickt sie ins Netz, gibt noch ihre Standortkoordinaten an, und auf der anderen Seite der Erdkugel macht dann irgendjemand das Gleiche. So was nennt man dann ein “Erdsandwich”. Irgend so ein Internetding.

Julien ist Student an der Sorbonne und hockt auf einer Parkbank im Bois de Vincennes im 12. Pariser Arrondissement. Eben hat man ihn, nachdem er die letzten 114 Tage mit “World of Warcraft” zugebracht hatte, achtkantig aus dem Astrolite Gaming Center geschmissen. Noch dazu wurde sein Avatar (er nannte sich Xxanthroxxusxx) gelöscht. Julien ist stocksauer. Eigentlich ist er immer stocksauer.

Diana hört in ihrem kleinen Haus in North Bay, Ontario, Kanada, das Heulen eines Tiers. Sie rennt zur Vordertür hinaus und sieht, wie ihr Nachbar mit einer Dachlatte auf seinen Hund einprügelt. “Du gemeine, hässliche Drecksau”, schreit Diana, “keiner kann dich leiden. Hör auf, den Hund zu schlagen, du Fickgesicht, fick dich und verreck! Ich weiß noch nicht wie, aber ich mach dich kalt!” Diana leidet am Tourette-Syndrom.

Harj hat es vom Putzjob in einem Callcenter in Trincomalee auf Sri Lanka bis rauf zum vollwertigen Mitarbeiter geschafft, und während er am Telefon Kurzarm-Sweater verkauft oder sich über die Farbmuster von Waffelstrickpullis unterhält, verdient er ein paar Dollar nebenher, indem er sich auf seiner gefakten Internetfirma als Werner aus Kassel ausgibt und Promi-Raumklänge verhökert. Für schlappe 4,99 kann man sich eine Stunde lang Stille aus dem Zuhause zahlreicher Promis herunterladen.

Was Zack, Samantha, Julien, Diana und Harj verbindet, ist allein die Tatsache, daß sie von einer Apis mellifera gestochen wurden, einer ganz gewöhnlichen Honigbiene also. Nur gibt es seit über fünf Jahren keine Bienen mehr. Sie sind ausgestorben. Zuletzt wurde bei Sotheby’s ein Sechs-Unzen-Glas mit Weidenröschenhonig vom Yukon, Jahrgang 2008, für siebzehntausend Dollar verkauft. Handbestäubte Äpfel sind der reinste Luxus.
Um nun herauszufinden, wo sich die Bienenstöcke befinden und weshalb ausgerechnet diese fünf Menschen gestochen wurden, werden sie von Sondereinheiten der Seuchenbekämpfung geradezu gekidnappt, in Hubschrauber verfrachtet und an verschiedenen Orten unter totale Quarantäne gestellt. Was jetzt beginnt, das liest sich wie ein Feuerwerk aus absolut schrägem Witz, eine Kaskade grandioser Einfälle, hintergründig, intelligent, eine brüllend komische Was-wäre-wenn-Satire auf unsere digitale Jetztzeit. Eine späte Entdeckung, das Buch steht schon seit Monaten in meinem Regal. Wäre ich doch nur früher darauf gestoßen!
Ich habe Douglas Coupland`s beinahe schon legendären, 1991 erschienen Roman “Generation X” nicht gelesen. Ich habe überhaupt noch nie etwas anderes von Coupland gelesen, aber wenn das, was er bisher veröffentlicht hat, auch nur halbwegs so gut ist, dann habe ich in all den Jahren wohl ziemlich was verpasst. Ich bin ja kein Freund von Vergleichen, aber wenn, ist mir bei der Lektüre von “Generation A” am ehesten Matt Ruff eingefallen, nur dass Coupland immer noch einen draufsetzt.
Wie gesagt, eine späte Entdeckung, aber Papier ist ja geduldig und ich freue mich schon darauf, diesen Autor und sein Werk kennenzulernen.

Axel Vits. Der andere Buchladen, Köln