Zum Buch:
In Inspector Challis’ Office brennt es an allen Ecken und Enden: Ein Meisterdieb spielt erfolgreich Verstecken mit den Detectives, ein durchgeknallter Vergewaltiger in Polizeiuniform desinfiziert seine Opfer nach der Tat, und dann ist da noch der Kerl mit der abgesägten Schrotflinte, der eine Bank nach der anderen überfällt. Finanzielle Mittel, um das Personal der Dienststelle aufzustocken? Vergiss es! Da ist er wieder, Garry Disher mit seinen ausgefeilten, spannenden Kriminalromanen, der die Fassaden der australischen Gesellschaft aufbricht und in tiefe Abgründe blicken lässt.
Hätte Hal Challis doch nur den Mund gehalten, als ihn dieser Reporter Mitte sechzig, offensichtlich ein alter Hase, provozierte. Jetzt hat er zu den unter den Fingernägeln brennenden Ermittlungen in diesem delikaten Fall eines Vergewaltigers in Polizeiuniform auch noch seine Vorgesetzten am Hals, die ihm Vertrauensbruch vorwerfen – und das kurz vor den Wahlen.
Ganz zu schweigen von dem Profieinbrecher, der sich anscheinend unsichtbar machen kann, denn er – oder sie? – entwischt Sergeants wie Detectives unter den bereits ausgestreckten Händen.
Nebenbei muss Hal kurz entschlossen die Tochter seiner Freundin retten, deren Kumpels den Zorn von Dealern auf sich gezogen haben, und nach dem Typen mit der abgesägten Schrotflinte fahnden, vor dem alle Bankfilialen auf der Peninsula gewarnt worden sind. Die sexistischen, gesellschaftskritischen Graffitis auf Toreinfahrten großer Anwesen rauschen schon vollkommen an ihm und seiner Crew vorbei, weil einfach keiner da ist, der sich darum kümmern kann.
Wie Garry Disher ganz realistisch in den Arbeitsalltag der Detectives und Sergeants einsteigt, ein Tempo aufnimmt, das sich über den ganzen Roman hinweg steigert, wie er die Verbrechen, die wirklich null und nichts miteinander zu tun haben, zufällig und mühelos miteinander verknüpft, nebenbei am Lack der Superreichen kratzt und zwischendurch Leserinnen und Leser auf die absolut falsche Spur führt – das ist Kriminalliteratur der Meisterklasse!
Susanne Rikl, München