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Autor
Löw, Martina; Sayman, Volkan; Schwerer, Jona; Wolf, Hannah

Am Ende der Globalisierung

Untertitel
Über die Refiguration von Räumen
Beschreibung

Spätestens seit dem Zusammenbruch des „real existierenden Sozialismus“ und der folgenden Verschärfung neoliberalistischer Deregulierungspolitiken wurde der Prozess kapitalistischer Globalisierung von vielen als unaufhaltsame Entgrenzung nationaler Ökonomien, Politiken, Kulturen etc. wahrgenommen. Dabei blieb immer umstritten, was denn nun genau unter „Globalisierung“ zu verstehen sei, wann sie eingesetzt und welche Auswirkungen sie auf Gesellschaft und Staat, auf den Lebens- und Arbeitsalltag habe, ja: ob es überhaupt so etwas wie „Globalisierung“ gebe. Am Ende der Globalisierung bietet ein großes Themenspektrum, zu dem zum Schluss auch noch eine (selbst-) kritische Reflexion auf die praktischen Probleme inter- bzw. transdisziplinärer Forschung gehört.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
transcript Verlag, 2021
Format
Broschur
Seiten
484 Seiten
ISBN/EAN
978-3-8376-5402-8
Preis
39,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Herausgeber*in
Martina Löw ist Professorin für Planungs- und Architektursoziologie am Institut für Soziologie der Technischen Universität Berlin. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Soziologische Theorie, Stadtsoziologie, Raumtheorie und Kultursoziologie. Sie ist Sprecherin des DFG-Sonderforschungsbereiches »Re-Figuration von Räumen« und wirkt als Beraterin in verschiedenen Stadtentwicklungsprojekten mit. Sie hatte Fellowships und Gastprofessuren u.a. in New York (USA), Göteborg (Schweden), Salvador de Bahia (Brasilien), St. Gallen (Schweiz), Paris (Frankreich) und Wien (Österreich) und ist als Mitglied des Steering Committee der Berlin University Alliance verantwortlich für das Forschungsförderprogramm »Social Cohesion«. Von 2011 bis 2013 war sie Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Soziologie.

Volkan Sayman ist Soziologe und arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am DFG-Sonderforschungsbereich »Re-Figuration von Räumen« an der Technischen Universität Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte sind Wissenschafts -und Innovationsforschung, die Transformation öffentlicher Räume, Science and Technology Studies sowie qualitative Methoden der Sozialforschung.

Jona Schwerer (M.A.) ist Soziologe und seit 2018 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Städtebau und Siedlungswesen des Instituts für Stadt- und Regionalplanung der Technischen Universität Berlin. Er arbeitet am SFB 1265 Re-Figuration von Räumen im Projekt »Bildung: Das Raumwissen von Kindern und Jugendlichen in der Planung«. Zu seinen Forschungsinteressen gehören Stadt- und Raumsoziologie, Soziologische Theorie sowie qualitative Methoden der Sozialforschung.

Hannah Wolf ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie der Universität Potsdam und assoziiertes Mitglied des DFG-Sonderforschungsbereichs »Re-Figuration von Räumen«. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Stadt- und Wohnsoziologie, Raumtheorien und Citizenship Studies.

Zum Buch:

Spätestens seit dem Zusammenbruch des „real existierenden Sozialismus“ und der folgenden Verschärfung neoliberalistischer Deregulierungspolitiken wurde der Prozess kapitalistischer Globalisierung von vielen als unaufhaltsame Entgrenzung nationaler Ökonomien, Politiken, Kulturen etc. wahrgenommen. Zwar blieb immer umstritten, was denn nun genau unter „Globalisierung“ zu verstehen sei, wann sie eingesetzt und welche Auswirkungen sie auf Gesellschaft und Staat, auf den Lebens- und Arbeitsalltag habe, ja: ob es überhaupt so etwas wie „Globalisierung“ gebe. Die Debatte war vielfach von Dualismen wie national (oder auch lokal) versus global geprägt, wobei dem „Sachzwang Weltmarkt“ quasi naturgesetzlich strukturierende Gewalt zugesprochen wurde. Die kosmopolitische Vision vom „Ende der Geschichte“ in einer nun liberalen Weltwirtschaft, Weltgesellschaft und Weltkultur übertünchte dabei alle sozialen und ökologischen Widersprüche. Doch die Verheißung einer „neuen Weltordnung“ (Bush) entpuppte sich schnell als gigantischer Flop und Beginn neuer ökonomischer, politischer und zunehmend auch wieder militärischer Auseinandersetzungen.

Dagegen gehen die Autor:innen dieses Sammelbandes (der in insgesamt 18 Texten Ergebnisse eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten großen interdisziplinären Forschungsverbundes aus Soziologie, Geographie und Architektur sowie Stadtplanung an der TU Berlin präsentiert) davon aus, „dass Globalisierung als Konzept einer gleichmäßigen Entwicklung von Vernetzung und Abhängigkeiten nicht mehr für eine angemessene Beschreibung und Analyse des gegenwärtigen sozialräumlichen Wandels“ ausreicht. Sie beschreiben mit dem „Theorieangebot“ der „Refiguration von Räumen“ nach einer Darstellung ihrer konzeptionellen Grundlagen vielfältige Prozesse der Herausbildung, Veränderung und Auflösung „historisch konstituierter, multipler und sich überlagernder Raumanordnungen“. Da geht es dann unter dem Stichwort „Verräumlichung von Politiken“ bspw. um NGOs und Interessensorganisationen in der Wohn- und Asylpolitik oder um die „Infrastrukturierung von Wissensräumen“, sind im Abschnitt „Refiguration digitalisierter Räume“ digitale Möglichkeiten für Entwurf, Gestaltung, Visualisierung und Kontrolle von räumlichen Prozessen und Artefakten im Fokus, wird unter der Kapitelüberschrift „Global-lokales Raumwissen“ am Beispiel der karibischen Banane die „(Un)Sichtbarkeit des Produktionsnetzwerks und die Materialität der Ware“ analysiert oder ist die Existenz einer „Global Middle Class“ ebenso Gegenstand einer „Spurensuche“ in Nairobi und Berlin wie „Homemaking“ in Berliner Unterkünften für Geflüchtete. Alles in allem ein großes Themenspektrum, zu dem zum Schluss auch noch eine (selbst-) kritische Reflexion auf die praktischen Probleme inter- bzw. transdisziplinärer Forschung gehört.

Michael Hintz, Karl Marx Buchhandlung Frankfurt