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Autor
Zsolt, Agnes

Das rote Fahrrad

Untertitel
Aus dem Ungarischen von Ernö Zeltner. Mit der Einleitung der Mutter, Briefen der Köchin und des Kindermädchens und einem Nachwort von Gábor Murányi
Beschreibung

Am 13. Februar 1944 bekam Éva Zsolt zu ihrem 13. Geburtstag ein Tagebuch geschenkt, das sie bis zum 30. Mai 1944 führte. Die Aufzeichnungen des jüdischen Mädchens gelangten in die Hände der Köchin und blieben erhalten. Der 2012 gegründete Wiener Nischenverlag, der unbekannte oder vergessene ungarische Literatur in deutscher Übersetzung anbietet, hat mit diesem Tagebuch sein Programm eröffnet. Seit es 1947 in Ungarn erschienen ist, wird Évas Tagebuch mit den Tagebüchern Anne Franks verglichen.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Nischen Verlag, 2012
Format
Gebunden
Seiten
160 Seiten
ISBN/EAN
9783950334500
Preis
19,80 EUR

Zum Buch:

Am 13. Februar 1944 bekam Éva Zsolt zu ihrem 13. Geburtstag ein Tagebuch geschenkt, das sie bis zum 30. Mai 1944 führte. Die Aufzeichnungen des jüdischen Mädchens gelangten in die Hände der Köchin und blieben erhalten. Der 2012 gegründete Wiener Nischenverlag, der unbekannte oder vergessene ungarische Literatur in deutscher Übersetzung anbietet, hat mit diesem Tagebuch sein Programm eröffnet. Seit es 1947 in Ungarn erschienen ist, wird Évas Tagebuch mit den Tagebüchern Anne Franks verglichen. Anne und Éva teilten das grausame Schicksal vieler jüdischer Mädchen, sind aber durch ihre Aufzeichnungen aus der Anonymität der Masse herausgetreten. Sie haben Zeugnis von den vielen Leben abgelegt, die ungelebt geblieben sind.

Éva wächst bei ihren Großeltern auf. Sie vermisst die Mutter Ágnes, die nach Budapest zu ihrem zweiten Mann, dem bekannten Publizisten Béla Zsolt, gezogen ist. In den Begegnungen mit diesem Paar erfährt Éva viel über die politische Situation Ungarns, vor allem auch über die Bedrohung der Juden. Sie fiebert der Zukunft entgegen, will Fotoreporterin werden und einen „arischen“ Engländer heiraten. Im Augenblick aber schwärmt sie von dem sehr viel älteren Pista. Und sie wünscht sich Juszti zurück, ihr „arisches“ Kindermädchen, das sie über alles liebt, mehr als ihre Mutter und den Großpapa.

Aus diesen Aufzeichnungen, auch aus den Erinnerungen an ihre Freundin Márta, die schon 1941 mit ihren Eltern deportiert und ermordet wurde, spricht große Furcht und zugleich ein unbedingter Lebenswille. Im Jahr 1944 entgehen aber auch Éva und ihre Familie der gnadenlosen Verfolgung nicht: Am 4. Mai werden sie im Ghetto von Nagyvárad interniert, am 3. Juni 1944 kommt Éva nach Auschwitz, wo sie am 17. Oktober desselben Jahres ermordet wird.

Évas Mutter Ágnes veröffentlichte das Tagebuch 1947 unter dem Titel „Meine Tochter Éva“. Wie weit sie dabei in den Text eingriff, ist nicht mehr zu rekonstruieren. Am 3. August 1951 beging Ágnes Zsolt Selbstmord. Sie ertrug es nicht mehr, am Leben zu sein.

Susanne Rikl, München