Zum Buch:
Hier gibt es eine Geschichte über großartige Kinder zum Vorlesen! “Einmal lernte ich im Kindergarten die Uhr. Neun Uhr, zehn Uhr, ein Uhr, zwei Uhr.” Um drei Uhr kommt normalerweise Papa, und als er heute nicht zum Abholen kommt, ist ganz klar, dass mit Papa etwas nicht stimmt. Also geht das Kind allein nach Hause, es wohnt gleich um die Ecke, und als es dort alles verschlossen findet, ist es sicher: den Eltern ist etwas passiert, wahrscheinlich sind sie tot, wurden von einem Laster überfahren.
Doch es gibt ja auch noch den kleinen Bruder und der ist noch im Kindergarten und darf auf keinen Fall etwas von dieser schrecklichen Geschichte erfahren, solange er so klein ist. Der Große holt ihn also ab, bringt ihn nach Hause in den Garten und baut eine Bretterhütte für den Bruder, denn ins Haus können sie ja nicht. Dann will der Kleine fernsehen und einen Keks essen, der Große borgt also vom Nachbarn Zutaten für einen Keksteig, rührt alles mit einem Stock zusammen und der Kleine ist mit diesem süßen Keksteig ganz zufrieden; der Große baut einen Fernseher und spielt ihm ein Kinderprogramm vor – immer im Blick, dass es dem Kleinen gut gehen soll.
Als die Eltern, vom Kindergarten alarmiert nach Hause kommen, klärt sich alles auf. “Mama und Papa versuchten uns zu umarmen. Aber ich und mein Bruder waren beschäftigt. Wir guckten fern. Wir lachten. Ich aß mein Brot. Und mein kleiner Bruder rülpste.”
Ulf Nilsson und Eva Eriksson machen wunderschöne Bücher, erwähnt sei hier “Die besten Beerdigungen der Welt”, 2007 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. “Als wir allein auf der Welt waren” greift ebenso respektvoll und genau Sorgen, Ängste, Gedanken und Ideen von Kindern auf. Wie nah auch diese Geschichte an Kindern “dran” ist, merkt man sehr schnell beim Vorlesen und beim gemeinsamen Anschauen der Bilder. Liebevoller und mit freundlicherem Witz und Charme als Eva Eriksson kann man das Bemühen des großen Bruders, den Kleinen warm zu halten, wohl kaum abbilden: Sie zeigt, wie der Kleine auf einem Bett aus Tannenzweigen in der selbstgebauten Hütte sitzt und mit einem ordentlichen Haufen Herbstlaub von seinem Bruder zugedeckt wird. Und stolzer als der Große kann man auch nicht aussehen, wenn man sich so verantwortungsvoll und toll kümmert.
Claudia Biester, Autorenbuchhandlung Marx & Co, Frankfurt am Main