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Autor
Noll, Ingrid

Hab und Gier

Untertitel
Roman
Beschreibung

Lange schon hatte die Bibliothekarin Karla vom Rentnerdasein geträumt: sich zurücklehnen und endlich in Ruhe selber lesen. So gibt sie mit 60 ihren Job in der Stadtbücherei auf. Mit einigen Kollegen hält sie lose Kontakt – bis zu einer folgenschweren Einladung. Beim »Gabelfrühstück« macht ihr der todkranke und kinderlose Witwer Wolfram ein Angebot: Wenn sie ihn pflegt bis zu seinem Tod, vermacht er ihr sein halbes Erbe. Bringt sie ihn wunschgemäß um, sein ganzes, eine Weinheimer Villa inklusive … Die Ruhe der Rentnerin ist dahin.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Diogenes Verlag, 2014
Format
Gebunden
Seiten
256 Seiten
ISBN/EAN
978-3-257-06885-6
Preis
21,90 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Ingrid Noll, geboren 1935 in Shanghai, studierte in Bonn Germanistik und Kunstgeschichte. Sie ist Mutter dreier erwachsener Kinder und vierfache Großmutter. Nachdem die Kinder das Haus verlassen hatten, begann sie Kriminalgeschichten zu schreiben, die allesamt sofort zu Bestsellern wurden. »Die Häupter meiner Lieben« wurde mit dem Glauser-Preis ausgezeichnet und, wie andere ihrer Romane auch, erfolgreich verfilmt.

Zum Buch:

Als die Einladung zum „Gabelfrühstück“ in das Heim der einsamen Bibliothekarin flattert, ahnt sie noch nicht, dass sie ihr gesamtes bisheriges Leben auf den Kopf stellen wird. Karla, die vorzeitig in den Ruhestand gegangen ist, lebt in einer kleinen Mietwohnung und ist nahezu ohne Freunde und Kontakte. Einzig eine frühere und wesentlich jüngere Kollegin bringt ein wenig Abwechslung in ihr dahinplätscherndes Dasein.

Mit seiner Einladung zum „Gabelfrühstück“ – neudeutsch „Brunch“ – verbindet Wolfram Kempner ein so verlockendes wie bizarres Angebot: der todkranke ehemalige Kollege bietet ihr sein halbes Vermögen, wenn sie ihn bis zum Tod pflegt, und das ganze, wenn sie ihn elegant ins Jenseits befördert. So ganz ohne Haken ist die Sache allerdings nicht, denn die nicht alltägliche Todesart, die er sich wünscht, ist schwer zu erfüllen, wenn man nicht im Gefängnis landen will.

Gegen die erste Variante ist ja nichts einzuwenden, sagt sich die integre Karla und zieht kurzerhand in Wolfram Kempners schönes großes Haus , um ihn verantwortungsbewusst und rund um die Uhr pflegen zu können. Das kommt ihrem schmalen Einkommen sehr zugute. In Frührente zu gehen, bedeutet nämlich, mit ziemlich wenig Geld auskommen zu müssen, und so sind bald auch die moralischen und risikoträchtigen Argumente gegen Variante zwei aus dem Weg geräumt. Zu diesem Sinneswandel hat auch ihre einzige und überaus findige Freundin, die inzwischen mit ihrem dubiosen Ex-Liebhaber ebenfalls ins schöne große Haus von Witwer Wolfram gezogen ist, mit viel Geschick beigetragen.

Das vierblättrige Kleeblatt arrangiert sich nach kurzer Zeit bestens – dem todkranken Wolfram geht es, nachdem er Karlas Freundin zu seinem erotischen Objekt der Begierde gemacht hat, zusehends besser. Doch eines Morgens wird er so tot in seinem Bett gefunden, wie er es sich immer gewünscht hatte. Jetzt ist Holland in Not, denn das Testament war noch nicht fertiggestellt und die tatsächliche Todesursache muss verschleiert werden. Außerdem taucht zum ungünstigsten Zeitpunkt auch noch die rechtmäßige Erbin auf.

Jetzt hat das nun nur noch dreiblättrige Kleeblatt alle Hände voll zu tun. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt! Ingrid Noll hält immer wieder neue Überraschungen bereit, die aus der gutmütigen, aufopfernden und zunächst völlig unbedarften „Heldin“ eine pragmatisch und zielgerichtet handelnde Person machen, der das Glück im richtigen Moment auch noch in den Schoß fällt. Ein herrlich amüsantes und mit schwarzem Humor gespicktes Lesevergnügen in bester Ingrid Noll Manier!

Brigitte Hort, Eitorf