Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Himmelfarb, Jan

Sterndeutung

Untertitel
Roman
Beschreibung

Wohin mit den Erinnerungen, den eigenen und denen, die im Laufe des Lebens zu eigenen geworden sind? Arthur Segal, Übersetzer, fast 51, stellt sich der Geschichte seiner jüdischen Familie und beginnt wenige Monate nach der Umsiedlung von der Ukraine nach Deutschland mit seinen Aufzeichnungen. Ein sprachgewaltiger, großartiger Roman, der vor Augen führt, wie allgegenwärtig die Vergangenheit ist.
(ausführliche besprechung unten)

Verlag
Verlag C.H.Beck, 2015
Format
Gebunden
Seiten
394 Seiten
ISBN/EAN
978-3-406-67486-0
Preis
21,95 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Jan Himmelfarb, geboren 1985 in der Ukraine, lebt im Ruhrgebiet. Er studierte Betriebswirtschaftslehre und ist seit 2009 Angestellter eines internationalen Industrieunternehmens. „Sterndeutung“ ist sein Debüt.

Zum Buch:

Wohin mit den Erinnerungen, den eigenen und denen, die im Laufe des Lebens zu eigenen geworden sind? Arthur Segal, Übersetzer, fast 51, stellt sich der Geschichte seiner jüdischen Familie und beginnt wenige Monate nach der Umsiedlung von der Ukraine nach Deutschland mit seinen Aufzeichnungen. Ein sprachgewaltiger, großartiger Roman, der vor Augen führt, wie allgegenwärtig die Vergangenheit ist.

Arthur wird in der Nacht des 17. Oktober 1941 geboren, in einem Flüchtlingszug von Charkow über Stalingrad nach Taschkent, im verdunkelten Abteil. Großmutter und Mutter sind von dem rettenden Onkel in diesen Zug in den Osten gesteckt worden. Ihm werden noch viele Züge in den Osten folgen, voll mit Juden auch sie. Doch sie fahren ihre Insassen nicht in ein neues Leben, sie fahren sie in den Tod. Erschossen oder vergast hinterlassen die Verbrannten für Arthur immer wieder ihr Zeichen an den Fenstern der Taschkenter Notunterkunft: Ihr Ruß verdunkelt seinen Blick nach draußen.
Genau so prägen die Erinnerungen an die Vergangenheit, die eigene und die des jüdischen Volkes, auch Arthurs Blick auf das neue Leben in Deutschland. Warum Deutschland? Schon der Großvater war Deutsch- und Geschichtslehrer, der Enkel hat diese Tradition fortgeführt und sieht nach der Öffnung der Grenzen seine berufliche Zukunft in diesem Land, dessen Sprache er beherrscht. Er wird dort freundlich aufgenommen. Seine kluge und fleißige Tochter erhält ein Stipendium an einer Eliteuniversität, seine Frau kann als Russischlehrerin arbeiten, und die Mutter lebt dank der hervorragenden medizinischen Versorgung lange.

Nicht eine Spur von Schwarz-Weiß-Malerei findet sich in diesem Roman, der drei Jahre neues Leben in Deutschland und das kollektive Erinnern eines ganzen Volkes umfasst. Sterndeutung will der Erzähler betreiben, er will herausfinden, was Millionen verbrannter gelber Sterne zu sagen haben. “Aber zum Deuten, wissen Sie, gehört nicht nur das Auslegen. Hell zu machen, ins rechte Licht zu setzen ist ebenso wichtig.” Licht ins Dunkel zu tragen, das gelingt Jan Himmelfarb mit seinem Debüt auf berührende Weise.

Susanne Rikl, München