Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Hughes, Richard

In Bedrängnis

Untertitel
Roman. Aus dem Englischen von Michael Walter
Beschreibung

Der Dampfer »Archimedes« ist ein Frachtschiff in allerbestem Zustand, als er den Hafen von Norfolk, Virginia, verlässt, um an einem wunderschönen sonnigen Herbsttag durch den Panamakanal nach China zu fahren. Seine Ladung besteht aus Tabak und Altpapier. Doch kaum erreicht es die karibischen Inseln, gerät das Schiff durch einen unerhörten Sturm in schwerste Bedrängnis. Während vier Tagen kämpfen Captain Edwardes und seine Mannschaft, vom Ersten Offizier über den Leitenden Ingenieur bis zum chinesischen Maat um die »Archimedes« – und um ihr Leben.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Dörlemann Verlag, 2012
Format
Gebunden
Seiten
256 Seiten
ISBN/EAN
978-3-908777-82-3
Preis
19,90 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Richard Hughes wurde 1900 in Surrey, England, geboren. Seine frühe Kindheit wurde durch den Tod zweier Geschwister und des Vaters geprägt, die Mutter arbeitete nach dem Tod des Vaters als Journalistin. Nach dem ersten Weltkrieg ging Hughes nach Oxford, wo er zum Star der universitären Literaturszene avancierte. Bereits 1922 publizierte er einen Gedichtband. Im gleichen Jahr wurde eins seiner Theaterstücke im Londoner West End aufgeführt. Hughes` erster Roman, „A High Wind in Jamaica“, erschien 1928 und wurde in Großbritannien und in den USA ein Bestseller. „In Bedrängnis“ folgte zehn Jahre später.

Zum Buch:

»Die Tage von Conrads „Taifun“ sind vorbei; jene Tage, wo Hurrikane den Schiffsverkehr so unerwartet überfielen wie die Katze die Maus. Zum einen wissen die Mäuse heute mehr über die Anatomie der Katze und ihrer Bewegungsmuster – und außerdem hat man der Katze ein Glöckchen umgehängt.«

Im Spätsommer 1929 verlässt der Stückgutfrachter „Archimedes“, ein moderner 9000-Tonnen-Dampfer, den Hafen von Norfolk, Virginia, wo er billigen Tabak und Tonnen von altem Zeitungspapier, »das die Chinesen zum Bau ihrer Häuser verwenden«, geladen hat. Das Wetter ist gut. Bereits nach vier Tagen erreicht man San Salvador. Bei der Abfahrt wird die See jedoch etwas unruhig, der Himmel bewölkt sich rapide, von Südost ziehen Schauer auf. Aber da die Hurrikan-Saison seit mehr als zwei Wochen vorüber ist, besteht für den erfahrenen Kapitän der „Archimedes“ überhaupt kein Grund, den Kurs zu ändern. Belebendes Wetter. Mehr auch nicht. Abends dann, als sie auf ihrem Weg nach China auf den Zugang des Panamakanals hinsteuern, tobt ein Sturm, den das Schiff jedoch mit Bravour nimmt. Allerdings, so wird sich bald schon herausstellen, ist das erst der Anfang. Es wird schlimmer, es wird viel schlimmer. Mit zunehmendem Fortschritt hatte man der Katze ein Glöckchen umgehängt, und es tat seine Dienste, doch hier, in diesen Gewässern, noch dazu zu dieser Zeit, sollte sich üblicherweise überhaupt keine Katze aufhalten. Aber wie sich sehr bald schon herausstellen wird, sind es sogar derer zwei. Sie gehen nur hintereinander.

Wenn man das liest, dann kommen einem natürlich sofort Bücher wie Conrads „Taifun“ oder Filme wie „Der Sturm“ in den Sinn, aber das ist es nicht, das ist es ganz und gar nicht. Was hier auf gerade mal 260 Seiten geboten wird, ist vielmehr die eindringlichste Beschreibung des Aufeinandertreffens von Naturgewalt und von Menschenhand Geschaffenem, die man sich nur vorstellen kann. Richard Hughes Beschreibungen dieses ungleichen Kampfes hinterlassen beim Leser gerade durch ihre Zurückhaltung eine nachhaltige Wirkung. Man sieht diesen Sturm vor sich, man hört das Brüllen, das Toben, und es fällt einem vor Spannung nicht leicht, die nächste Seite nicht zu schnell umzuschlagen.

Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln