Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Kimhi, Alona

Die weinende Susannah

Untertitel
Roman. Aus dem Hebräischen von Ruth Melcer
Beschreibung

Mit “Die weinende Susannah” hat Alona Kimhi einen modernen Entwicklungsroman vorgelegt. Fraglos spiegelt er mit seinen Koordinaten und typischen Duftnoten auch ein spezifisches Stück israelischer Gegenwart.

Verlag
Berlin Verlag, 2004
Format
Taschenbuch
Seiten
448 Seiten
ISBN/EAN
978-3-8333-0027-1
Preis
10,50 EUR

Zum Buch:

Susannah war noch ein Kind, als ihr abgöttisch geliebter Vater starb. Mittlerweile ist sie eine erwachsene Frau, zumindest ihrem Alter nach; sie lebt aber noch immer in einer beinahe symbiotischen Beziehung mit ihrer Mutter in einer gemeinsamen Wohnung. Während Susannah meint, ohne die mütterliche Obhut und Versorgung nicht auszukommen, steht für ihre Mutter das Umsorgen der Tochter an erster Stelle in ihrem Leben – eine durchaus zwanghafte Konstellation also, die einiges Konfliktpotential (ver)birgt. Das labile Gleichgewicht dieser eingespielten Beziehung wird durch das überraschende Auftauchen von Susannahs Vetter Naor auf eine harte Probe gestellt. “Der Besuch”, wie die Ich-Erzählerin ihren Cousin fortan nennt, ist für sie ein irritierender Fremdkörper im wahrsten Sinne des Wortes, sowohl in der Wohnung als auch in ihrem Leben. Susannah, deren Leben sich überwiegend in ihrem eigenen Kopf und der Phantasie abspielt, leidet an sich und an ihren teils eingebildeten, teils tatsächlichen Macken. Sensibel und leicht verletzbar, ist sie oft “Die weinende Susannah”. Ihre Bedenken und Vorbehalte, ihre Ängste, neurotischen Phobien und ihr Ekel vor allem Körperlichen versetzen sie häufig in einen Zustand lähmender Verzweiflung. Ihr dringlichster Wunsch scheint es zu sein, nicht von anderen Menschen wahrgenommen und angesprochen oder gar zu einer Äußerung oder Handlung aufgefordert zu werden. Am liebsten wäre sie unsichtbar oder zumindest “anspruchslos wie ein Philodendron”. Der Besuch des Vetters wirkt auf sie verstörend. Er unterbricht ihre gewohnten Rituale und den gleichförmigen Ablauf ihres Alltags. Hin- und hergerissen zwischen Ablehnung, Neugier und unbändiger Anziehung, durchlebt Susannah ein Wechselbad der Gefühle nach dem anderen. Gleichsam wachgeküsst von Naor, schafft Susannah es schliesslich, ihre Ängste zu überwinden und ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Mit “Die weinende Susannah” hat Alona Kimhi einen modernen Entwicklungsroman vorgelegt. Fraglos spiegelt er mit seinen Koordinaten und typischen Duftnoten auch ein spezifisches Stück israelischer Gegenwart. Susannahs Schwierigkeiten mit dem Erwachsenwerden, mit sich und dem Leben, könnten sich aber ebensogut in Finnland, Österreich oder Japan zutragen. Aus zahlreichen genau beobachteten, oftmals skurrilen Begebenheiten hat die Autorin ein wahres Patchwork bizarrer Geschichten zusammengefügt, das nicht zuletzt durch den ironisierenden Tonfall der Ich-Erzählerin heiter daherkommt und trotz der beklemmenden Situation der Protagonistin häufig sogar zum lauten Lachen anstiftet.

Ralph Wagner, Ypsilon Buchladen & Café, Frankfurt