Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Leky, Mariana

Die Herrenausstatterin

Untertitel
Roman
Beschreibung

Wer die ersten Seiten, dieses schmalen, leichtfüßig daherkommenden Romans von Mariana Leky aufblättert, mag kaum glauben, dass er es bei dieser mitunter doch recht merkwürdigen Geschichte am Ende mit einem klugen, unprätentiösen Buch über die Trauer einer jungen Frau zu tun bekommen wird.

Verlag
DuMont Buchverlag, 2010
Format
Gebunden
Seiten
208 Seiten
ISBN/EAN
978-3-8321-9577-9
Preis
18,95 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Mariana Leky wurde 1973 in Köln geboren und lebt heute in Berlin. Sie studierte nach einer Buchhandelslehre Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim.

Zum Buch:

Wer die ersten Seiten, dieses schmalen, leichtfüßig daherkommenden Romans von Mariana Leky aufblättert, mag kaum glauben, dass er es bei dieser mitunter doch recht merkwürdigen Geschichte am Ende mit einem klugen, unprätentiösen Buch über die Trauer einer jungen Frau  zu tun bekommen wird.

Alles beginnt mit der zauberhaften Liebesgeschichte zwischen Katja und Jakob. Sie ist Übersetzerin in einem Übersetzungsbüro und außerdem leidgeprüfte Zahnarztpatientin. Er ist ihr Vertretungszahnarzt. Sie heiraten und leben so glücklich zusammen, wie man sich das überhaupt nur vorstellen kann. Dann kommt es zu Irritationen. Katja kann Jakob nicht mehr richtig sehen. Er verschwindet allmählich; sie schätzt den Abstand zu ihm falsch ein. Eine Augenkrankheit oder ein Symptom für den Zustand der Beziehung? Als Katja nach ihrer Augen-OP im Krankenhausbett liegt und Jakob wegen ihres Verbandes tatsächlich nicht mehr sehen kann, erzählt er ihr von seiner Freundin.

Katja ist unglücklich. Ihre Übersetzungen sind miserabel, sie verliert ihren Job. Sie versucht wütend auf Jakob zu sein, doch außer Traurigkeit empfindet sie wenig. Dann geschieht ein Unfall. Alina, Jakobs Freundin, ruft an und bittet sie, sofort ins Krankenhaus zu kommen. Jakob ist verletzt. Er stirbt. Katja erzählt aus ihrer Perspektive von der Trauer, von der Erschütterung ihres Lebens.  Es geht dabei weniger um Reflexion als um die Beobachtung ihres Verhaltens und ihrer Empfindungen: Katja spürt keinen Hunger mehr; ihr Zeitgefühl kommt aus dem Takt; sie fängt an aufzuräumen gegen die Stille, der nicht beizukommen ist, und natürlich, um müde zu werden. Mit bewundernswerter Zurückhaltung und Zartheit hält die Autorin die Balance zwischen der Zuneigung zu ihrer Protagonistin auf der einen und der Komik und Selbstironie mancher Szenen auf der anderen Seite – gut gegen jeden Anflug von Larmoyanz.

Am Vorabend von Jakobs Beerdigung passiert dann das Unerwartete, Irreale: auf dem Rand ihrer Badewanne sitzt Blank. Blank ist Altphilologe, ehemaliger Nachbar und nur für Katja sichtbar, denn Blank ist tot: von “extrem weit hergeholt”, um seiner Frau noch etwas zu sagen – und wohl auch, um Katja das Leben zu retten. Blank ist Katja sehr willkommen. Er bleibt bei ihr, sorgt für sie. Anscheinend wochenlang. Der Schmerz verändert sich: “Jakobs vollkommene Abwesenheit, die am Anfang etwas Spitzes, Schneidendes, Ohrenbetäubendes gewesen war, war jetzt großflächig geworden, sie umgab mich wie eine Landschaft (…) in der ich mich insbesondere nachts verlief.”  Auch Katjas Leben verändert sich, vielleicht gerade noch rechtzeitig. Ein zweiter Mann taucht auf, noch viel unwahrscheinlicher und skurriler als Blank – auch wenn eigentlich nichts gegen seine “wirkliche” Existenz spricht. Der einsame Feuerwehrmann klingelt eines Nachts an ihrer Wohnungstür: Einen Brand wolle er löschen. Das Feuer gibt es nicht, aber der Feuerwehrmann bleibt. Die Geschichte von der fürsorglichen Freundschaft zwischen Katja und Blank und Katja und dem Feuerwehrmann ist ein bisschen irre, aber sehr lesenswert.

Claudia Biester, Autorenbuchhandlung Marx & Co., Frankfurt