Pierre Lemaitres Historischer Roman »Wir sehen uns dort oben« – ausgezeichnet mit dem Prix Goncourt 2013
Frankreich, im November 1918: Der Erste Weltkrieg ist beendet. Albert Maillard, ein liebenswürdiger, aus einfachen Verhältnissen stammender Soldat, kommt bei dem letzten, sinnlosen Einsatz fast zu Tode. Doch sein Kamerad Édouard Péricourt, ein Zeichenkünstler aus wohlhabendem Hause, rettet ihm das Leben – und wird dabei selbst von einer Granate entstellt. Von diesem Tag an sind die beiden ungleichen Freunde unzertrennlich. Gemeinsam kehren sie in ein Land zurück, das ihre toten Helden feiert, von den Überlebenden jedoch nichts wissen will.
Immer wieder begegnen Albert Maillard und Édouard Péricourt ihrem Widersacher: Pradelle, ihr ehemaliger Leutnant, hatte trotz des bereits angekündigten Waffenstillstands noch mal zum Angriff gepfiffen. Für Ruhm und Ehre war er bereit, über Leichen zu gehen. Die beiden Freunde wissen, dass Pradelle nicht nur ihre Kriegsverletzungen, sondern auch den Tod einiger Kameraden zu verantworten hat. Sie wissen es, aber keiner sonst will es wissen. Von der französischen Regierung als Kriegsheld gefeiert, ist Pradelle einer der ersten, die nach dem Krieg schnell wieder auf die Füße kommen. Und er scheut nicht davor zurück, weiter Profit aus dem Leid anderer zu ziehen. Im großen Stil türkt er die Umbettung gefallener Soldaten von anonymen Massengräbern zu neu angelegten Soldatenfriedhöfen – und verdient sich dabei eine goldene Nase.
Pradelle behält Albert und Édouard auch nach dem Krieg immer im Blick, denn er weiß, dass sie ihn eines Tages auffliegen lassen könnten. Aber auch sie haben sich etwas zu Schulden kommen lassen. Édouard, der seit jeher ein schlechtes Verhältnis zu seinem Vater hatte, weil dieser sich lieber um die Geschäfte als um seine Familie kümmerte, will keinesfalls als Krüppel nach Hause zurückkehren. So hilft ihm sein Freund Albert und verschafft ihm eine neue Identität. Schon bald bemerken die beiden Freunde, dass der gefälschte Name ihnen ungeahnte Möglichkeiten für dubiose Geschäfte eröffnet – und sie beschließen, ihr Glück selbst in die Hand zu nehmen.
In „Wir sehen uns dort oben“ erzählt Pierre Lemaitre die tragische Geschichte von zwei Kriegsheimkehrern, Albert Maillard und Édouard Péricourt, die mit viel Witz und sympathischem Ehrgeiz versuchen, ihr Leben zu machen. Dass sie dabei allzu schnell vom rechten Weg abweichen, lässt sich leicht nachvollziehen. Zugleich entwirft Lemaitre in seinem Roman ein Gesellschaftsporträt der französischen Nachkriegszeit, in der zwar unablässig von Ehre, Ruhm und Vaterland die Rede ist, die Menschlichkeit aber auf der Strecke zu bleiben droht. »Wir sehen uns dort oben« ist so facettenreich wie eine Familiensaga und packend wie ein Thriller. Verdientermaßen wurde der Roman deshalb mit dem bedeutendsten Literaturpreis Frankreichs, dem Prix Goncourt, ausgezeichnet.
(Klappentext)