Zum Buch:
Wie überlebt man die Ermordung seiner Frau und das Verschwinden der kleinen Tochter? Vor zwanzig Jahren fand Corso Bramard seine ermordete junge Frau, und bis zum heutigen Tag kann er ihren gewaltsamen Tod nicht verkraften. Mit ihren schwarzen langen Haaren und ihrem Aussehen hatte sie genau in das Beuteschema des Mörders gepasst. Hätte er bessere Vorkehrungen treffen müssen? Wollte der Mörder ihn persönlich treffen? Und was ist mit seiner Tochter geschehen, die seit jenem Tag spurlos verschwunden ist? Eine schwere Last, die zu tragen unmöglich erscheint.
Aber Corso Bramard hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren einige Überlebensanker geschaffen – die Arbeit als Lehrer, das Bergsteigen und die damit einhergehende tagelange Flucht in die Einsamkeit, seinen Freund Cesare, eine kleine Kneipe, wo er immer willkommen ist, und eine neue Liebesbeziehung. Just in diesem Augenblick wird er erneut mit den Ereignissen von damals konfrontiert. Der Mörder schickt ihm einen anonymen Brief nach dem anderen und lässt die Schrecken von damals wieder auferstehen. Doch Bramard zögert nicht, sich auf das Spiel des Mörders, wie perfide es auch sein mag, einzulassen.
Er beginnt auf eigene Faust mit den Ermittlungen, durchforstet alle Unterlagen und Verhörprotokolle von damals, stellt neue Recherchen an. Sein früherer Kollege und Nachfolger, Kommissar Arcadipane, unterstützt ihn dabei und stellt ihm sogar eine seiner Mitarbeiterinnen zur Verfügung. Wenn die Zusammenarbeit sich anfangs auch schwierig anlässt, weil beide recht spröde und kauzige Charaktere sind, ergänzen sie sich bestens in dem verbissenen Willen, dem Täter auf die Spur zu kommen. Die einzige überlebende Zeugin – das erste Opfer des Mörders, ist psychisch ein Wrack und vegetiert hinter den Mauern einer psychiatrischen Klinik. Doch genau dort finden Bramard und seine neue Kollegin eine ernstzunehmende Spur, die zu einer überraschenden Begegnung und zur unvorhersehbaren Auflösung des Falles führt.
Dieser Roman – spannend wie ein Krimi – fordert vom Leser uneingeschränkte Konzentration und Kombinationsvermögen. Hier wird die Lösung nicht detailliert aufgedröselt, hier muss der Leser aufpassen, mitdenken und auch vieles erahnen. Im Gegenzug dafür bekommt er einen Lesegenuss von höchster Qualität und literarischer Schönheit. So komplex und kräftig wie der „Barolo“, der berühmteste Wein aus der Heimat des Autoren.
Brigitte Hort, Eitorf