Zum Buch:
Ein Dorf, abgelegen in den Bergen des Piemonts, nahe der französischen Grenze. Ein Toter am Anfang, die Polizei ermittelt, eine Kommissarin kommt. Es geht um Schleuser, illegale Flüchtlinge aus Afrika, die über die Grenze gebracht werden. Am Ende gibt es eine Auflösung und alles ist anders, als man es sich gedacht hat. Das Ganze ist spannend und könnte auch als Krimi durchgehen, zum Glück für den Leser ist es aber viel mehr.
In einer Sprache, die so karg und schön wie die Landschaft ist, in der sich all die Verlorenheit derer abbildet, die an diesem Ort geblieben sind, erzählt Longo seine Geschichte. Von Cesare, dem ehemaligen Schleuser, der den Toten findet. Von Fausto, dem Toten. Dieser war Cesares früherer Kompagnon und Freund, der die Zeiten ändern sich nun nicht nur Menschen, sondern auch Rauschgift über die Grenze gebracht hat. Von Sergio, dem Halbwüchsigen, der davon träumt, seiner Mutter nachzureisen, die den Vater und ihn verlassen hat und nach Marseille gegangen ist. Er erzählt von Freundschaft, Treue und Verrat, von Trauer und Sehnsucht und von zarten Momenten der Begegnung zwischen der Kommissarin und Cesare. In kappen Bildern und Andeutungen entwirft der Autor das Panorama eines Ortes, an dem das Leben immer schon hart war, jeder in irgendeiner Weise mit dem anderen verflochten ist und trotzdem einsam bleibt.
Man liest das Buch in einem Atemzug und ist am Ende beglückt, dass so viel Melancholie so schön sein kann.
Ruth Roebke, Autorenbuchhandlung Marx & Co. Frankfurt