Belletristik

Drucken

Buchempfehlung Belletristik

Autor
Maggiani, Maurizio

Reisende in der Nacht

Untertitel
Roman. Aus dem Italienischen von Andreas Löhrer
Beschreibung

Ein Vogelforscher bei den Tuareg in der Sahara, eine mit wundersamem Gleichmut den Balkan durchwandernde junge Frau, eine kriegsvertriebene Bärin aus dem bosnischen Wald und ein Schwalbenschwarm – Maggiani versammelt in einem fantastischen Kosmos Personen und Geschichten. Seine Figuren sind alle unterwegs, ob auf der Flucht, im Exil oder auf Wanderschaft, wie Reisende in der Nacht, auf der Suche nach Schönheit. Ein Roman über Gerechtigkeit und menschliche Würde, ein Schwalbenflug über die Barbarei eines Jahrhunderts. (Klappentext)

Verlag
Edition Nautilus, 2007
Format
Gebunden
Seiten
224 Seiten
ISBN/EAN
978-3-89401-534-3
Preis
22,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Maurizio Maggiani, geb. 1951 in Castelnuovo Magra, hat u.a. als Gefängnislehrer, Erzieher von blinden Kindern, Fotograf, Kameramann und Regieassistent gearbeitet, bevor er fast zufällig ein erfolgreicher Schriftsteller wurde.

Zum Buch:

Eigentlich sind alle Geschichten längst erzählt und daher kommt es nurmehr darauf an, wie sie erzählt werden, damit sie ihre jeweiligen Leser finden. Gradlinig oder verschlungen, hart an der Wirklichkeit oder eher am Traum, Spannung nutzend oder darauf setzend, dass der Leser seinem Autor auch auf Pfaden folgt, die scheinbar ins Nirgendwo führen. Reisende in der Nacht ist von dieser Art. Ein zartes Gewebe über einer harten und zerschundenen Realität. In einer verträumten, zuweilen märchenhaften Sprache, die einen suggestiven Reiz entfaltet, erzählt Maurizio Maggiani von unwirtlichen Welten.

Sein Ich-Erzähler, ein Vogelforscher, wartet im Hoggar, inmitten der riesigen Wüste auf das Erscheinen von Schwalben, die angeblich einen der seltenen Regenfälle ankündigen. Mit dabei ist eine Gruppe von Tuareg, Männer, die vom Schmuggel und von Gelegenheitsarbeiten leben. Unter ihnen ein alter Sänger, der abends am Feuer den vergangenen Tag besingt und alte Legenden erzählt. Den verschlungenen Geschichten des Sängers ähnelnd, spricht der Erzähler von seiner Kindheit, von Pére Foucault, einem Franzosen, der lange Jahre im Hoggar lebte, und in einer Nacht erzählt er Jibril, seinem Dolmetscher, vom Krieg in Jugoslawien, als er dort die Spuren von Bären suchte, die dem Krieg ausweichend, nach Westen zogen. All diese Geschichten folgen keiner erzählerischen Logik und ihr Kosmos ist von Wesen bevölkert, die wandern: Die Tuareg im Hoggar, ein mythischer fast nackter Wanderer in der Wüste, die Schwalben, ein Handel treibender Armenier der den Osten durchfährt, die kriegsvertriebenen Bären und eine wundersame Frau, die alleine den Balkan durchwandert. Es spielt keine Rolle, ob das alles realistisch ist, es folgt einem eigenen Prinzip, in dem die Geschichten wichtiger sind als die Wirklichkeit: „Der Armenier kann mich auch angelogen haben, denn er kann auch nicht unterscheiden, was er gesehen und was er sich ausgedacht hat, oder was ihm von jemandem erzählt wurde, der an seiner stelle etwas gesehen oder sich ausgedacht hatte.“ Und so ist dieses Buch von all den Geschichten, die auch in diesem Bücherfrühjahr wieder erzählt werden eine der schönsten und wunderbarsten, auch wenn Maggani zum Ende hin den Bogen des Mythischen etwas zu weit spannen mag. Für den vorliegenden Roman wurde ihm 2005 in Italien der Premio Strega Verliehen. Ruth Roebke, Autorenbuchhandlung Marx, Frankfurt