Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Magnani, Milena

Der gerettete Zirkus

Untertitel
Roman. Aus dem Italienischen von Maja Pflug
Beschreibung

Ein Mann Anfang Dreißig taucht in einem Roma-Lager am Rand einer Großstadt auf. Mit den Kisten, die er von seinem Laster ablädt, macht er sich bei dem alten Chef des Camps denkbar unbeliebt. Aber die Roma-Kinder verfallen ihm dieser Kisten wegen. Denn darin sind die Überreste eines Zirkus verpackt. Milena Magnani, in Bologna geborene Sozial- und Politikwissenschaftlerin, Lehrerin und Autorin, hat ein Jahr in Roma-Siedlungen gelebt und mit ihrem dritten Roman ein grausam wahres und zugleich zärtliches Buch geschrieben.

Verlag
Edition Nautilus, 2011
Format
Gebunden
Seiten
192 Seiten
ISBN/EAN
978-3-89401-739-2
Preis
18,90 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Milena Magnani, 1964 in Bologna geboren, hat Sozial- und Politikwissenschaften studiert und als Lehrerin in der Psychiatrie gearbeitet sowie als Journalistin und Dramaturgin. Der gerettete Zirkus ist ihr dritter Roman.

Zum Buch:

Ein Mann Anfang Dreißig taucht in einem Roma-Lager am Rand einer Großstadt auf. Mit den Kisten, die er von seinem Laster ablädt, macht er sich bei dem alten Chef des Camps denkbar unbeliebt. Aber die Roma-Kinder verfallen ihm dieser Kisten wegen. Denn darin sind die Überreste eines Zirkus verpackt. Milena Magnani, in Bologna geborene Sozial- und Politikwissenschaftlerin, Lehrerin und Autorin, hat ein Jahr in Roma-Siedlungen gelebt und mit ihrem dritten Roman ein grausam wahres und zugleich zärtliches Buch geschrieben.

Als Branko, der Ungar, zu erzählen beginnt, ist er bereits tot, erstochen mit sieben Messerstichen, ein Ritualmord in der Nähe des Roma-Lagers, in dem er die letzten Monate gelebt hat. Bevor ihn zwei Füchse in ein neues Leben geleiten, in dem das Gras zart und frisch ist, bevor der Leichenwagen ihn in einer Blechkiste abtransportieren wird und die Polizei mit ihren Fragen alles durcheinander bringt, erzählt Branko, wie es zu diesem Tod kommen konnte – und er ist ein Meister der Erzählkunst.
Im Lager setzten sich, als Branko noch lebte, in der Dämmerung immer die Kinder vor seine Baracke, rund um das Feuer, das in der Blechtonne loderte. Sie wollten hören, was es mit dem Zirkus auf sich hat, den Branko, in Kisten verpackt, auf seinem Laster mitgebracht hat. Der Zirkus seines Großvaters, der Jahrzehnte hinter einer Wand versteckt in der Scheune von Lázló stand. Lázló, der Zauberer, der beste Freund des Großvaters, hatte die Kisten dort stehen lassen, nachdem er seinen Freund und die Artisten des Kék Cirkusz an die Nazis verraten hatte; alle starben in einem Todeslager, alle bis auf Sándor, Brankos Vater. Und Sándor schwieg über Jahrzehnte. Als Branko die Geschichte seiner Familie schließlich doch erfährt, bringt er den Zirkus in seinen Besitz und übt Rache. Aber Rache endet tödlich. Der Zirkus dagegen erwacht mit den Kindern des Lagers zu neuem Leben.

Ein berührender Roman, der die Trostlosigkeit des Baracken-Lebens an keiner Stelle beschönigt und doch alles andere als trostlos ist. Ein poetischer Roman von einem, dem die Zukunft genommen wird und der den Lagerkindern mit dem Zirkus die Hoffnung auf eine Zukunft schenkt. Ein drängender Roman, der über die ästhetische Dimension des gelungenen Erzählens hinaus aufklären und etwas bewegen will.

Susanne Rikl, München