Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Maia, Ana Paula

Krieg der Bastarde

Untertitel
Roman. Aus dem brasilianischen Portugiesisch von Wanda Jakob
Beschreibung

Eine turbulente Hetzjagd nach einer Reisetasche voller Kokain, die durch einen dummen Zufall in die Hände eines verliebten Pornodarstellers gerät, führt den Leser im Zickzack durch die Unterwelt einer brasilianischen Großstadt. Ein Buch voller schräger Figuren und unmöglicher Fügungen, gesättigt mit schwarzem Humor und unvergesslichen Dialogen. Das richtige Buch zum Messeauftakt mit dem diesjährigen Gastland Brasilien.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
A1 Verlag, 2013
Format
Gebunden
Seiten
208 Seiten
ISBN/EAN
978-3-940666-42-0
Preis
18,80 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Ana Paula Maia, geboren 1977 in Nova Iguacu, einer Millionenvorstadt von Rio de Janeiro, hat als Jugendliche in einer Punkband gespielt. Während des Studiums der Publizistik begann sie neben Werbetexten auch Theaterstücke, Drehbücher und Romane zu schreiben. Ana Paula Maia lebt in Rio.

Zum Buch:

In Ana Paula Maias bereits 2007 im Original erschienen Roman „Krieg der Bastarde“ mangelt es nicht an skurrilen Figuren.

Da wäre zunächst der Pornodarsteller Amadeu, der, nur weil er sich in der Tür geirrt hat, in den Besitz einer roten Reisetasche voller Kokain gerät. Er hofft, den Stoff gewinnbringend verkaufen zu können, um Gina, seine große Liebe, von den Schulden zu befreien, die sie bei den falschen Leuten gemacht hat.

Gina ist eine hübsche Preisboxerin, die sich ihren Unterhalt mit illegalen Kämpfen in Hinterhöfen verdingt und die vor kurzem einen berühmten Boxer ins Koma geprügelt hat. Jetzt muss sie untertauchen. Oder besser gleich die Stadt verlassen.

Edwiges D´Lambert, Produzentin und gleichzeitig Regisseurin bei den Pornos, in denen Amadeu die Hauptrolle spielt, schmuggelt in ihrer ausgehöhlten Beinprothese hin und wieder Kokain, und die beiden kommen in einem Beichtstuhl ins Geschäft.

Da ist Greice Sally, ebenfalls Pornostar in Edwiges Filmen, die mit einem bestimmten Teil ihres Körpers die unglaublichsten Dinge anstellen kann. Sie ist die Freundin von Zeferino Manches, dem Drogenboss, der seine beiden besten Leute ausschickt, um die Tasche, seine Tasche, schleunigst wieder aufzutreiben.

Der eine ist Edgar Wilson, nach eigener Meinung Profikiller, der sich zwischen seinen Aufträgen bei einer CD mit „Knistervariationen Schweizer Kaminfeuer“ entspannt. Der andere ist Pablo Sasiki, der irgendwie immer zu spät kommt, weil er mal wieder einen anständigen Parkplatz sucht. Auch zusammen sind die beiden keine allzu großen Leuchten.

Und da ist Horacio, ein Freund von Amadeu, der den ganzen Tag auf der Couch liegt, umringt von Eimern, in die es unentwegt tropft, und der beobachtet, wie sich über ihm der Wasserfleck unter der aufgeweichten Decke immer mehr ausbreitet.

Dann wäre da noch Dimitri, der Erzähler, der in einem Videoladen arbeitet und der mit der ganzen Geschichte nur soviel zu tun hat, dass er zusammen mit seinem Stiefbruder Edgar Wilson die Mutter besuchen möchte.

Und zuletzt ist da noch ein hässlicher Chihuahua, der am liebsten Schmuck verschluckt – und, nachdem er auf den Geschmack gekommen ist, gerne auch mal Kokain.

Die Suche nach dem längst durch einen dämlichen Autounfall umgekommenen Amadeu sowie nach der Tasche endet mit einem eingestürzten Dachboden und einem Guss aus Koks und Geldscheinen. Bis es jedoch soweit ist, muss der eine oder andere Mitspieler in diesem verdrehten Versteckspiel aber noch daran glauben. Eine hinreißend schwarze Gaunerkomödie, die in der neueren lateinamerikanischen Literatur nicht so leicht ihresgleichen findet.

Obwohl zunächst ein wenig chaotisch, liest sich Maias Roman dann doch ziemlich schnell, denn bald schon fügen sich die vielen verschiedenen Handlungsstränge samtweich ineinander. Es kommt zu Verbindungen und Auflösungen in einer verwickelten Hetzjagd, die es mit Vergleichen zu „Snatch“ und „Pulp Fiction“ leicht aufnehmen kann. Überhaupt wird man hin und wieder an Filme wie diese erinnert, aber das tut der Sache keinen Abbruch, im Gegenteil, denn Maia hat da ihren ganz eigenen Stil entwickelt, und man kann nur hoffen, auch nach der Buchmesse mit dem Schwerpunkt Brasilien noch mehr von ihr zu hören.

Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln