Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Maupassant, Guy de

Auf See

Untertitel
Aus dem Französischen von Cornelia Hasting. Mit einem Nachwort von Julian Barnes
Beschreibung

Guy de Maupassant geht Ende des vorletzten Jahrhunderts für zehn Tage Segeln und sucht dabei die Einsamkeit. Was er jedoch findet, sind schlechtes Wetter und Landgänge, die ihn seinen Zeitgenossen näher bringen, als ihm lieb ist. Ein schönes Stück gesellschaftskritischer Literatur ist dabei herausgekommen.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Unionsverlag, 2022
Format
Taschenbuch
Seiten
208 Seiten
ISBN/EAN
978-3-293-20926-8
Preis
14,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Guy de Maupassant, geboren 1850 in der Normandie, war Journalist, Novellist und Romancier und zählt zu den großen französischen Schriftstellern des 19. Jahrhunderts. Dank seines schriftstellerischen Erfolgs kam er zu Reichtum, konnte sich ganz dem Schreiben widmen und kaufte 1885 eine Segeljacht. Er starb 1893 nach langer Krankheit in Paris.

Zum Buch:

„Dieses Tagebuch enthält keine interessante Geschichte und kein interessantes Abenteuer.“

Mit diesen Worten beginnt Guy de Maupassant, auf dem Höhepunkt seines Ruhmes angekommen, den Reisebericht „Auf See“, der zum ersten Mal 1888 erschienen ist und eine Trilogie von kurzen Reiseberschreibungen abschließt.

Im Frühjahr 1887, nachts, noch vor dem Morgengrauen, während schneekalter Wind aus dem Gebirge ins Tal und zur Bucht hinabfährt, lässt der Schriftsteller Maupassant auf seinem Schiff die Anker lichten und verlässt die Bucht von Antibes, um sich auf eine zehntägige Seereise entlang der Küste bis nach Saint-Tropez zu begeben. „Ich spüre, wie der Rausch des Alleinseins in mich eindringt“, heißt es an einer Stelle, und weiter: „Zu meiner Bedienung und zum Segeln habe ich zwei Matrosen, … ein paar Bücher zum Lesen und Lebensmittel für vierzehn Tage. Vierzehn Tage, ohne zu sprechen, welche Freude!“

Doch es kommt anders; schlechtes Wetter zwingt das Schiff in einen sicheren Hafen und den Einsamkeitssuchenden zu einem ersten Landgang. Es soll nicht der letzte bleiben. Auf für Maupassant gewohnt kritisch-spöttische Weise nimmt er dabei die Oberflächlichkeit seiner Zeitgenossen aufs Korn, regt sich über deren loses Gerede auf, gerät ob der geistlosen Banalitäten, die er hier und dort mit anhören muss, richtiggehend in Rage, hält es daher auch nie länger als unbedingt nötig an Land aus und flieht rasch wieder zurück auf sein Schiff, um das Weite zu suchen.
Die Lektüre „Auf See“ ist dazu angetan, den Leser in die Gedankenwelt eines der größten französischen Romanciers einzuführen, dessen beißender Spott für Kurzweil sorgt, uns Heutige jedoch auch zum Nachdenken und zum Schmunzeln anregt. Und als Sahnehäubchen obendrauf gibt es noch ein Nachwort von keinem geringeren als Julian Barnes, das man gerne auch ein zweites Mal liest – mindestens.

Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln