Zum Buch:
Ein historischer Roman, eine jüdische Geschichte, ein politischer Inhalt – von allem etwas. Der österreichische Autor Robert Menasse erzählt zum einen die Geschichte eines zeitgenössischen Österreichers, Viktor Abranavel, der auf einem Klassentreffen einen ehemaligen Lehrer als Altnazi outet und zum anderen die Geschichte von Samuel Manassah, der in der Zeit der Inquisition in Portugal aufwächst und später ein Lehrer Spinozas sein wird. Beide Geschichten, die etwas mit der Verfolgung der Juden in unterschiedlichen historischen Epochen zu tun haben, werden einander gegenüber gestellt, miteinander gespiegelt und verschränkt. Daraus entsteht ein zwar für den Leser manchmal etwas sprunghaftes, aber dennoch fast enzyklopädisches historisches Panoptikum, das versucht, einen Sinn in der Geschichte zu sehen: “Wir finden in der Geschichte nur Geschichten, die uns bekannt vorkommen. Manche Parallelen wirken schicksalhaft wie dieses Zitat: “Verbrechen sind nur deshalb möglich, weil auch die Opfer irgendwie daran geglaubt haben”. Mit einem großen historischen Detailwissen wird insbesondere die Zeit der Inquisition im 16. Jahrhundert aufgerollt, dabei werden aber auch die Figuren des Romans plausibel und bildreich geschildert. Das Buch ist dabei trotz seiner 500 Seiten spannend und gut lesbar, ein niveauvoller Roman, der die Ausgangsfrage nach dem Sinn der Geschichte letzten Endes aber auch nicht beantworten kann. Martin Sölle, Der Andere Buchladen, Köln.