Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Meyer, Philipp

Der erste Sohn

Untertitel
Roman. Aus dem Amerikanischen von Hans M. Herzog
Beschreibung

Die Geschichte der Siedlerfamilie McCullough, die hier über einen Zeitraum von hundertfünfzig Jahren erzählt wird, ist geprägt von Machtstreben, Gier und Geltungsdrang, und dass es dabei nicht gerade zimperlich zugeht, versteht sich beinahe von selbst, denn es ist eine Geschichte aus dem noch jungen Amerika, und sie hat bereits jetzt schon das Zeug dazu, ein Klassiker zu werden.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Knaus Verlag, 2014
Format
Gebunden
Seiten
608 Seiten
ISBN/EAN
978-3-8135-0479-8
Preis
24,99 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Philipp Meyer, geb. 1974, ist in Baltimore aufgewachsen, hat mehrere Jahre als Rettungssanitäter gearbeitet und dann in Cornell Englisch studiert. Anschließend war er u.a. als Börsenhändler und Bauarbeiter tätig. Seine Prosa ist in “McSweeney’s”, “The Iowa Review”, “Salon.com” und “New Stories from the South” erschienen. Von 2005 bis 2008 war Meyer Fellow am Michener Center for Writers in Austin. Meyer lebt heute in Texas und New York.

Zum Buch:

Als 1836 die Republik Texas gegründet wurde, war das Land fruchtbar wie kaum ein zweites in der Region. Wo man nur hinschaute, wuchs bis zum Horizont hüfthohes Gras, entlang der Flussufer standen in dichten Reihen Sassafras und Hartriegel, und in den Wäldern ließ sich Wild jeglicher Art jagen. Dann kamen die ersten Siedler. Sie rodeten die Wälder, bauten Zäune für ihre riesigen Rinderherden und stauten die Flüsse. Innerhalb eines Jahrhunderts sollte sich das einst blühende Land in eine staubige Einöde verwandeln, auf deren ausgelaugten Böden nur noch eines wuchs: Bohrtürme.

Eine der ersten Siedlerfamilien, die sich damals so tief in den von verschiedenen Indianerstämmen bewohnten Westen wagten, um sich dort niederzulassen, waren die McCulloughs. Eli, der älteste Sohn, überlebt mit vierzehn Jahren einen Angriff von marodierenden Comanchen, bei dem die Schwester und die Mutter getötet werden. Er wird von den Indianern verschleppt und Jahre später als vollwertiges Mitglied in ihren Stamm aufgenommen. Sie nennen ihn „Tiehteti-taibo.“ Jämmerlicher kleiner weißer Mann.

Und so beginnt die Geschichte der McCulloughs, die sich über einen Zeitraum von über hundert Jahren erstreckt und stellvertretend für die Geschichte der Eroberung des amerikanischen Westens steht, die – wie könnte es auch anders sein, wenn es heißt, sich anderer Leute Besitz unter den Nagel zu reißen – alles andere als friedfertig vonstattengeht.

Philipp Meyer fegt in seinem mit Spannung erwarteten zweiten Roman alle uns Europäern bis dato geläufigen Klischees über den Wilden Westen vom Tisch wie Brotkrümel. Hier gibt es keine Friedenspfeife rauchenden, mit Steinen und Schlangen sprechenden Indianer, man liest auch nichts von Tabak kauenden, extrem lässig in ihren Sätteln sitzenden Cowboys, hier wird von der ersten Seite an Klartext geredet. Auch wenn einige Szenen in ihrer Brutalität mitunter recht ausführlich beschrieben werden, so verleiht das dem Ganzen dennoch oder gerade deswegen eine höhere Ebene der Authentizität.

Ein großer Roman, den Philipp Meyer da nachgeschoben hat, eine Familiensaga, wie man sie nur selten in die Finger bekommt, und solcherlei Romane müssen nun mal dick sein, was will man machen, aber davon sollten Sie sich keinesfalls ablenken oder aufhalten lassen, Sie würden es hinterher bereuen.

Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln