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Axel Vits, Der andere Buchladen Köln
Am Anfang war der PLAN. Und der PLAN war gut. Und der PLAN war wasserdicht und konnte unmöglich schief laufen. Und der PLAN versprach glorreiche Zeiten. Ganz Glorreiche Zeiten! Aber was ist denn nun der verdammte PLAN? Lassen Sie es mich einmal so versuchen: Da ist diese Flotte von Lieferwagen, UniVans, kurz UVs genannt, die zu Tausenden rund um die Uhr von irgendeinem Depot zu irgendeinem anderen Depot tourt, und das, was die UVs da hin und her transportieren, sind nichts anderes als Ersatzteile, Reifen, Kotflügel, Blinker, manchmal aber auch nur eine einzelne Kiste mit Gummidichtungen, manchmal nur halbe Motoren. Na ja, für die UVs eben. All das dient nur dem einen Zweck und Ziel: der totalen Vollbeschäftigung, dem PLAN. Die Fahrer verdienen gutes Geld, und ganz nebenbei erfreuen sie sich gewisser Extrazulagen wie z.B. der Erstattung der Trockenreinigung, dem Produktivitätsbonus, auch wenn ja eigentlich nichts produziert wird, aber das muß man als symbolische Summe sehen, sowie einem Anwesenheitszuschlag. Und obwohl, oder vielleicht gerade weil der Job so leicht von der Hand geht, kommt es zu einer Spaltung unter den Angestellten. Zankapfel des Streites ist die grundverschiedene Auffassung dessen, was denn Anwesenheit überhaupt ausmacht. Es kommt es zu einer Spaltung unter den Männern. Da sind z.B. die Anhänger des frühzeitigen Feierabends, die sich den Tag eben nur gut einteilen, und die es mit dem Abstempeln nie so genau nehmen. Dann sind da noch die so genannten Pauschaltag-Verfechter, die eisern den Standpunkt vertreten, außer ihnen würde sowieso niemand richtig arbeiten. Die Fronten verhärten sich zusehends, so daß es schließlich zu einem Streik kommt, an dem sich notgedrungen beide Kontrahenten beteiligen müssen. Nach langen guten Jahren, in denen unter der begeisterten Bevölkerung sogar richtige UV-Fanclubs entstanden sind, gerät der PLAN in Gefahr, sich selbst aufzuheben. Mit Ganze Arbeit ist es Magnus Mills ein weiteres Mal gelungen, mit gewohnt leichter Hand, auf seine ihm ganz eigene, trockene, meisterhaft lakonische Art, eine Komödie zu entwerfen, eine regelrechte Posse, die auf der Bühne des absurden Alltäglichen spielt. Mills lesen, das ist wie groteskes Theater gucken. Mills ist einfach eine Klasse für sich. Autorenportrait: Magnus Mills wurde 1954 in London geboren. Bevor er sich voll und ganz der Schriftstellerei widmete, arbeitete er u. a. als Postbote, Busfahrer und Zaunbauer.
Axel Vits, Der andere Buchladen Köln