Zum Buch:
Bodybuilder haben viel an den Oberarmen, aber wenig im Kopf, Kosmetikerinnen sehen selbstgefällig bei anderen nur die Damenbärte und Sozialarbeiter bekommen vor lauter guten Absichten selten das eigene Leben in den Griff wer kennt sie nicht, diese lästerhaften Gemeinheiten, die schon beim Anblick bestimmter Leute ganze Kinoplots im Kopf entstehen lassen. Natürlich verbietet die gute Erziehung solche Vorurteile schade, es wäre doch so unterhaltsam… Ganz ungehemmt, mit böser Zunge und genau beobachtend bietet Empar Moliner eben diese Unterhaltung: Ihre Figuren erfüllen nicht nur alle Klischees, sie handeln auch noch so, wie man es sich mit Grausen ausmalen würde. Mit allen absurden Verwicklungen, die sich daraus ergeben. Das Ergebnis ist ein sehr schräger Roman, man könnte sagen: Comedy zwischen zwei Buchdeckeln. Slapstick und Situationskomik sind für Empar Moliner (geb. 1966 in Santa Eulàlia de Ronçana, Cataluña) keine Unbekannten, schließlich stand die Journalistin selbst schon als Schauspielerin und Kabarettistin auf der Bühne. Zentrum des Geschehens in ihrem Roman ist Felis Kosmetiksalon, hier werden auf wundersame Weise Schicksale verwoben. Da ist zum Beispiel Tere, die im Auftrag einer karitativen Organisation begutachten soll, ob Feli Anspruch auf Betreuung ihrer Großeltern hat. Eine Hand wäscht die andere, also wird Tere erst einmal enthaart, dann um eine betreuerische Vorleistung gebeten: Die Oma muß ihre Tabletten bekommen, und Feli hat doch Kunden. Als die Oma am nächsten Tag gestorben ist, kann Tere gar nicht anders, als sühnend die Versorgung des bockigen Großvaters zu übernehmen. Felis Schwester Mercè, dick, dumm und zu Höherem geboren, will nicht länger Parfüm-Imitationen verkaufen, versagt zwar beim Bewerbungstest für eine andere Abteilung im Kaufhaus, kann aber das Herz des unsicheren Personalers für sich gewinnen: auf dem Klo, als der arme Tropf in ihrem Beisein nicht kann. Onessifor ist auch ein Fall für sich. Der schlicht gestrickte Muskelprotz hat Buddhas Ebenbild in einem Schinken entdeckt. Wie es dazu kommt, dass ausgerechnet er und die kämpferisch gewitzte Feli die Vorlagen für erotische Dialoge liefern, die Felis Ex, Fede, in seinem neuen Theaterstück einbauen wird, sollte vielleicht nicht mehr verraten werden… Ein spritziges, kurzweiliges Buch, stellenweise etwas befremdlich übersetzt. Ein gutes Beispiel für die übertrieben extrovertierte Ader, die Teil der spanischen Volksseele zu sein scheint, bei aller Abgedrehtheit und Bissigkeit letztendlich doch ein sehr menschliches Buch. “Köstlich, wie amüsant!”, mag der eine Leser denken, “ach, was für ein blöder Klamauk” vielleicht ein anderer das ist normal bei Comedy. Love it or hate it! “Salon Feli” wurde mit dem Premio Josep Pla ausgezeichnet. Martina Morawietz (Köln)