Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Monteagudo, David

Ende

Untertitel
Roman. Aus dem Spanischen von Matthias Strobel
Beschreibung

Da treffen sich neun Leute in einer Berghütte in Nordspanien, die ein vor Jahrzehnten gegebenes Versprechen verbindet. Mitten in der Nacht fällt plötzlich der Strom aus. Handys funktionieren nicht mehr. Elektrofeuerzeuge springen nicht mehr an. Merkwürdig. Und am nächsten Morgen fehlt auch noch einer. Als beim Abstieg ins Tal plötzlich noch einer „verschwindet“, geraten die Übrigen in Panik, denn es gibt keine logische Erklärung für das, was hier gerade geschieht. Es sei denn … aber nein, das kann nicht sein. Ein Roman, der Sie bis zur letzten Seite auf Trab halten wird, der gerade durch seine einfache, völlig nüchterne Sprache etwas enorm Lebendiges, geradezu Beklemmendes an sich hat.

Verlag
Rowohlt Verlag, 2012
Format
Gebunden
Seiten
352 Seiten
ISBN/EAN
978-3-498-04520-3
Preis
19,95 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

David Monteagudo wurde 1962 in Viveiro geboren. Er
hat viele Jahre lang in einer Papierfabrik gearbeitet und lebt heute als freier Autor in Barcelona. Fin, sein erster Roman, wurde in Spanien zum Bestseller.

Zum Buch:

Es beginnt mit einem ersten Telfonanruf. Sie verabreden sich, um gemeinsam ein Wochenende in einer geräumigen Berghütte in Nordspanien zu verbringen. Vier Frauen. Sechs Männer. Obwohl sie sich vor 25 Jahre, als die Clique plötzlich auseinanderbrach, aus den Augen verloren, lösen sie jetzt, wenn auch hier und da mit einigem Widerwillen verbunden, ihr damals gegebenes Versprechen ein: Sie erscheinen alle. Fast alle. Nur der eine, der, den sie den Propheten nannten und dem sie vor so langer Zeit diesen wirklich üblen Streich gespielt hatten, lässt auf sich warten. Währenddessen veranstalten die Übrigen eine Party, schwelgen angestrengt in Erinnerungen, tun so, als würden sie Spaß dabei haben und fangen bald schon an, sich heftig zu streiten. Da geht mit einem Mal das Licht aus. Es gibt keinen Strom. Handys funktionieren ebenso wenig wie elektronische Feuerzeuge. Als sie am nächsten Morgen zu Fuß aufbrechen, um im Tal Hilfe zu finden, müssen sie feststellen, dass jemand aus der Gruppe fehlt. Und der Prophet, der doch sein Kommen fest zugesagt hatte, ist nicht erschienen.

Als dann beim Abstieg eine weitere Person, die man vorhin noch ganz am Ende der Gruppe gehen sah, ebenso spurlos verschwindet, sind die Übrigen völlig ratlos, denn mag der Eine mitten in der Nacht aus Verdruss einfach abgehauen sein, gibt es jetzt keine wirklich vernünftige Erklärung dafür, weshalb sich jemand ausgerechnet beim Abstieg, mitten in den Bergen, einfach so von der Gruppe trennen sollte. Und spätestens, als sie das erste Dorf erreichen, wird allen klar, daß hier irgendetwas nicht stimmt. Da stehen verlassene Autos mitten auf der Straße, bei denen aber alle Sitzgurte angeschnallt sind. Klickt wirklich jemand nach dem Aussteigen die Gurte wieder ein? Was ist hier bloß passiert?
Dann verschwindet die nächste, ebenso plötzlich wie die beiden davor, gerade noch stand sie da und erzählte, dann war sie weg, einfach verschwunden, so plötzlich, als hätte es sie nie gegeben.
Angst macht sich breit. Angst und die bedrückende Erkenntnis, daß man am Ende aller Erklärungsversuche angelangt ist.

Auch ich hatte zunächst vermutet: okay, das hier wird eine dieser Zehn-Kleine-Negerlein-Nummern, bei der man sich bequem zurücklehnen und dabei zusehen kann, wie die Leute der Reihe nach hops gehen. Spannend genug geschrieben ist die Story ja, das muss man schon sagen. Gerade weil sie so nüchtern gehalten ist. Doch dann merkt man recht schnell, dass man sich getäuscht hat, dass alles ganz anders ist als gedacht, und dann ist schon wieder ganz anders und man kommt ins Trudeln. Jetzt ist es vorbei mit dem Bequem-Zurücklehnen, die Spannung drängt, es reißt einen förmlich mit, und wenn man von einem Buch behaupten kann, es ließe sich unmöglich wieder aus der Hand legen, dann „ist es dieses, ist es dieses, ist es dieses.“

David Monteagudo ist mit seinem Roman „Ende“ ein Debüt gelungen, wie man es auch in einem Vielleserleben selten in die Finger bekommt. Und das Schlimme dabei ist: Man kann dieses Buch, dieses Bravourstück, auch wenn Jahre dazwischen liegen sollten, kein zweites Mal lesen. Nach der letzten Seite werden Sie verstehen, weshalb das so ist. Und dass das schon in Ordnung ist.

Ich habe diesen Roman, der immerhin knapp 350 Seiten lang ist, in weniger als fünf Stunden ausgelesen. Es ging einfach nicht schneller. Und je weiter ich mich dem Ende näherte, desto drängender stellte sich mir die Frage, wie will er, wie will der Autor aus dieser sich von Kapitel zu Kapitel zuspitzenden Geschichte nur herauskommen, wie will er schaffen, was eigentlich nicht gehen kann? Aber er schafft es. Er schafft es sogar so dermaßen gut, daß ich mich, als Vielleser und Rezensent, der es im Jahr auf 100 Bücher bringt, nicht so leicht erinnern kann, wann ich ein solch absolut perfektes Ende gelesen habe. Das reicht an Lob. Ein Roman will gelesen werden.

Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln