Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Rees, Matt Beynon

Der Tote von Nablus

Untertitel
Omar Jussufs dritter Fall. Aus dem englischen Klaus Modick
Beschreibung

Der Tote von Nablus ist der dritte Fall, in dem der ebenso liebenswerte wie kluge palästinensiche Ermittler Omar Jussuf auftritt. Omar Jussuf ist eigentlich Geschichtslehrer. Außerdem ist er Familienvater und Großvater, und die Atmosphäre zwischen den Familienmitgliedern, kleine freundliche Episoden und sprachliche Besonderheiten, zum Beispiel in den poetischen arabischen Grußformeln, tragen einiges zu seinem Charme bei.

Verlag
Beck Verlag, 2010
Format
Gebunden
Seiten
336 Seiten
ISBN/EAN
978-3-406-59839-5
Preis
18,95 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Matt Beynon Rees wurde 1963 in South Wales geboren. Er war lange Jerusalemer Bürochef der Time, für die er weiterhin schreibt. Er spricht u. a. Arabisch und Hebräisch und ist der Autor von „Cain’s field: Faith, Fratricide and Fear in the Middle East“.

Zum Buch:

Der Tote von Nablus ist der dritte Fall, in dem der ebenso liebenswerte wie kluge palästinensiche Ermittler Omar Jussuf auftritt. Omar Jussuf ist eigentlich Geschichtslehrer. Außerdem ist er Familienvater und Großvater, und die Atmosphäre zwischen den Familienmitgliedern, kleine freundliche Episoden und sprachliche Besonderheiten, zum Beispiel in den poetischen arabischen Grußformeln, tragen einiges zu seinem Charme bei.  

Die Handlung spielt diesmal in Nablus im Westjordanland. Dort nimmt Omar Jussuf mit seiner Familie an der Hochzeit seines jungen Freundes Sami Dschaffari teil. Sami Dschaffari ist Polizist, und weil er die Interessen seines Freundes kennt, nimmt er ihn mit zu den Ermittlungen in einem außerordentlich interessanten Fall: dem Diebstahl einer uralten Schriftrolle der Samaritaner, einer religiösen Minderheit, die auf dem Garizim ihr Heiligtum hat. Zunächst sieht alles so aus, als sei gar kein Verbrechen geschehen, denn als die beiden Männer mit dem samaritanischen Priester sprechen, stellt sich heraus, dass die Schriftrolle bereits zurückgegeben wurde. Doch wenig später wird Ishak, der Sohn des Priesters brutal ermordet aufgefunden.   Omar Jussufs kriminalistische Neugier ist geweckt. Schnell stellt sich heraus, dass der Tote außerordentlich begabt, exzellent ausgebildet und dank seiner Auslandsaufenthalte sehr weltläufig war, was seine Stellung in der samaritanischen Gemeinschaft, in der ihm als Sohn des Priesters eine besondere Position zukam, komplizierte. Das jedenfalls verraten die zurückhaltenden, anspielungsreichen Aussagen seiner Frau, die seine Homosexualität deckte, was ihr eigenes Leben in der traditionellen, stark religiös geprägten Umgebung unendlich erschwerte. Auch beruflich war Ishak exponiert: als enger Mitarbeiter von Jassir Arafat lag die Zuständigkeit für die internationalen Hilfsgelder für die palästinensischen Gebiete in seinem Verantwortungsbereich. Unklar ist, welche Rolle er bei den Unregelmäßigkeiten in seinem Resort spielte: 300 Millionen US-Dollar sind verschwunden, nach ihnen sucht die Weltbank, die droht, sämtliche Hilfen für die palästinensischen Gebiete einzufrieren, sollte das Geld nicht innerhalb einer Woche wieder auftauchen. Das wäre eine Katastrophe, aber gleichwohl gibt es genügend einflussreiche Parteien, die kein Interesse an der Aufklärung haben. Korruption, religiös-politische Machtansprüche unterschiedlichster Gruppen und Einschüchterungen sind an der Tagesordnung und werden zur Bedrohung für Omar Jussuf und für seinen Freund.  Omar Jussuf zeichnet sich durch seine Fähigkeit aus, in Konflikten komplexere Standpunkte einzunehmen und sich nicht einfach auf die eine oder andere Seite zu schlagen. Unermüdlich und unerschrocken bemüht er sich um Erklärung, Vermittlung, Differenzierung und Gerechtigkeit. Dieses aufklärerische Anliegen und die Perspektivenvielfalt, mit der die Verhältnisse im Nahen Osten gezeichnet werden (im Vordergrund stehen innerpalästinensische Themen und Konflikte), farbige Ortsbeschreibungen, aber vor allem der gute Plot, die glaubwürdige Detektivfigur, die Dramaturgie und Spannung zeichnen diesen Kriminalroman aus, der von der Sachkenntnis und journalistischen Erfahrung seines Verfassers profitiert. Matt Beynon Rees war 2000 bis 2006 Jerusalemer Bürochef des Time Magazine.

Claudia Biester, Autorenbuchhandlung Marx & Co., Frankfurt