Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Reh, Sascha

Gibraltar

Untertitel
Beschreibung

Bernhard Milbrandt ist Banker, und er ist brillant. So brillant, dass ihm sein väterlicher Freund Johann Alberts in seinem traditionsreichen Bankhaus eine eigene Abteilung einrichtet, auf das er das Kapital der kleinen Bank durch Termingeschäfte und andere riskante Transaktionen mehre. Und das tut Bernhard, jedenfalls so lange, bis er plötzlich und unerwartet verschwindet – und mit ihm 40 Millionen Euro. Die Bank ist pleite, Bankier Alberts stirbt an den Folgen eines Schlaganfalls, und sein Sohn Thomas nimmt Milbrandts Spur auf, um das Geld der Bank zurückzuholen.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Schöffling Verlag, 2013
Format
Gebunden
Seiten
464 Seiten
ISBN/EAN
9783895610868
Preis
22,95 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Sascha Reh, geboren 1974, studierte Geschichte, Philosophie und Germanistik in Bochum und Wien. 2004 und 2008 erhielt er den Literaturförderpreis Ruhr. Er war Stipendiat der Autorenwerkstatt Prosa des LCB und wurde für sein Romandebüt “Falscher Frühling” mit dem Niederrheinischen Literaturpreis 2011 ausgezeichnet. Sascha Reh lebt in Berlin.

Zum Buch:

Bernhard Milbrandt ist Banker, und er ist brillant. So brillant, dass ihm sein väterlicher Freund Johann Alberts in seinem traditionsreichen Bankhaus eine eigene Abteilung einrichtet, auf das er das Kapital der kleinen Bank durch Termingeschäfte und andere riskante Transaktionen mehre. Und das tut Bernhard, jedenfalls so lange, bis er plötzlich und unerwartet verschwindet – und mit ihm 40 Millionen Euro. Die Bank ist pleite, Bankier Alberts stirbt an den Folgen eines Schlaganfalls, und sein Sohn Thomas nimmt Milbrandts Spur auf, um das Geld der Bank zurückzuholen. Begleitet von Milbrandts Stieftochter Valerie fährt er nach Südspanien, wo sie den Banker schließlich in einer halbfertigen Apartmentanlage zusammengeschlagen in der Badewanne finden. Und damit sind die Probleme keineswegs beendet.

Das klingt wie ein Krimi, aber das ist „Gibraltar“ keineswegs. Denn die Verfolgungsjagd von Thomas und Valerie ist nur ein Teil der ganzen Geschichte, die Sascha Reh aus der Perspektive der Beteiligten und mit deren Stimme erzählt. In sechs unterschiedlich langen Kapiteln kommen alle Protagonistinnen und Protagonisten nacheinander zu Wort, so dass die Ereignisse und ihre Vorgeschichte aus wechselnden Perspektiven beleuchtet werden. Durch diese auch stilistisch völlig unterschiedlichen Berichte entsteht nach und nach das Bild einer Gesellschaft, die ihren Boden verloren hat – Gesetze mag es geben, aber eine gemeinsame Grundlage für die Festlegung dessen, was Recht und Unrecht ist, ob im Beruflichen wie im Privaten, existiert nicht mehr. Was eine solche Bodenlosigkeit (in jedem Sinne des Wortes) bedeuten kann, wird in den verzweifelten, wütenden, wilden und verlogenen Erzählungen nach und nach deutlich – kein Trost, nirgends.

Mit „Gibraltar“ ist Sascha Reh ein außergewöhnlicher Roman gelungen, der glänzend gebaut, psychologische stimmig, spannend und erhellend ist und zum Nachdenken über die Verhältnisse anregt, in denen wir alle leben.

Irmgard Hölscher, Frankfurt am Main