Zum Buch:
Gustav Eisen, eine der beiden Hauptfiguren dieses Buches, schwedischer Zoologe (1847-1940), ist in einem durchschnittlichen deutschen Lexikon nicht zu finden. Warum Sie dieses Buch dann lesen sollten? Haben Sie „Die Vermessung der Welt“ von Daniel Kehlmann gelesen? Hat es Ihnen gefallen? Dann wird Ihnen auch „Der Rosinenkönig“ gefallen. Obwohl es ein ganz anderes Buch ist. Weniger romanhaft, dafür aber präziser, und die zweite Hauptfigur kein Zeitgenosse Eisens, sondern der Autor selbst, der von seinen „seltsamen Passionen“ erzählt.
Das Sammeln von Schwebfliegen hat über Jahre zu Sjöbergs großen Leidenschaften gehört, und seine Sammlung ist so beeindruckend, dass man sie in Venedig auf der Biennale im schwedischen Pavillon als Kunstobjekt über das Sammeln ausgestellt hat. Jetzt verstehen Sie vielleicht, warum gerade Sjöberg über einen Zoologen schreibt, der in den Augen Darwins der Gott der Regenwurmforschung war (die Korrespondenz zwischen Darwin und Eisen über besagte Regenwürmer ist größtenteils erhalten). Und der sich später, aus Geldnot, aber mit der gleichen Verve, einem anderen Sujet zuwandte: der Rosinenzucht (Eisen schrieb das Standardwerk über Rosinen). Was Sjöberg hier porträtiert, ist neben der historischen Person Eisens vor allem seine Fähigkeit zur Leidenschaft, und das macht Sjöbergs Buch zwischen Roman und Sachbuch zu einer so heiteren und beglückenden Lektüre.
Reine Sympathie, Seelenverwandtschaft bildet den ruhigen Bass dieser literarischen Komposition, und es überrascht keinesfalls, im Inhaltsverzeichnis ein Kapitel zu finden, das heißt „Eine Session mit Charlie Parker“. Wer guten Jazz liebt, wird sich dieses Buch nicht entgehen lassen.
Susanne Rikl, München