Zum Buch:
“Er war ein Reisender”, damit beginnt es. Und dann heißt es gleich weiter: “Abenteurer war er. Ein Soldat. Ein Diplomat. Anthropologe. Geograph. Auch Geheimagent. Ein Geschichtenerzähler. Übersetzer. Er war Hobbydichter, Laienwissenschaftler wie Archäologe. Er war Goldsucher. Meisterfechter. War Satiriker. Häretiker. Ein Provokateur. Und Aufklärer.”
“Er war wie ein Orchester ohne Dirigent.”
“Er litt an Schlaflosigkeit, an Selbstzweifeln, an Depressionsepisoden, die ihn nach jeder Unternehmung überwältigten. Nur in Bewegung, nur auf Reisen, war er glücklich.” Aber der Mann war auch Drogenabhängig. Ob Alkohol, Opium oder Khat, er teste es aus, und das reichlich. Nebenbei erlernte er dreißig Sprachen, bereiste die halbe Welt und schrieb mehrere Dutzend Bücher darüber. Die Rede ist von Sir Richard Francis Burton (1821 – 1890), der Hauptfigur aus Ilija Trojanows viel gerühmten Bestseller “Der Weltensammler”.
In “Nomade auf vier Kontinenten” begleitet der Leser den Autor auf dessen Recherche. Trojanow läßt sich quasi in seine Notizbücher gucken, während er sich über sieben Jahre hinweg auf Burtons Spuren bewegt. Er verwendet Textstellen aus Burtons Veröffentlichungen, und gerade dieser Mix, das Gestern und Heute, das liest sich ganz ausgezeichnet. Indien. Ostafrika. Nordamerika. Seit Burtons Zeit hat sich vieles verändert, manches so gut wie gar nicht. Es gibt sie nicht mehr, diese Weißen Flecken, keinen einzigen mehr. Und dennoch. Abenteuer lassen sich nach wie vor erleben, und es gibt immer noch reichlich Interessantes und Nie-zuvor-Gesehenes dort draußen; einen Geschmack davon bekommt man in “Nomade auf vier Kontinenten”. Aber nicht zuletzt zeichnet Trojanow hier das lebhafte Bild eines unruhigen, oft über die Stränge schlagenden Mannes, eines Exzentrikers par excellence, von dem man am Ende nicht gleich zu sagen weiß: möchte man diesem zu Lebzeiten wirklich begegnet sein?
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln