Zum Buch:
Abby und Red Whitshank sind in die Jahre gekommen. Als ihre Kinder beschließen, dass man die beiden nicht mehr sich selbst überlassen kann, ziehen gleich zwei Söhne in das alte Holzhaus mit der großen Veranda ein. In der Enge kommen – unvermeidbar – alte und neue Familiengeheimnisse ans Licht. Ein Familienporträt, so fein gezeichnet und behutsam, aber eindeutig und mit viel Esprit koloriert, wie es nur Anne Tyler kann.
Jede Familie hat ihre Geschichten. Bei den Whitshanks erzählt man sich gewöhnlich zwei: Wie Junior, Reds Vater, seinen Traum wahr machte und in das Haus mit der großen Veranda einzog, das er für eine andere Familie entworfen und als Zimmermann mit eigenen Händen gebaut hatte. Und wie Merrick, Reds Schwester, es trotz ihres markanten Unterkiefers schaffte, ihrer besten Freundin Pookie Vanderlin den Verlobten auszuspannen. Die Heirat mit Tyler katapultierte sie in die bessere Gesellschaft Baltimores – sehr zur Freude ihres ehrgeizigen Vaters.
Red, der die Baufirma seines Vaters übernommen hat, ist mit seiner Frau Abby in dem Haus mit der großen Veranda alt geworden. Ihre Kinder – zwei Mädchen und zwei Jungen – sind schon lange erwachsen. Nachdem Red mit 74 wegen eines leichten Herzinfarkts von einer seiner Baustellen – gegen seinen Willen – ins Krankenhaus transportiert und die etwas verwirrte Abby nach einem Sturm im Nachthemd in einer der Nebenstraßen aufgegriffen worden ist, zieht Stem mit seiner fünfköpfigen Familie bei den Eltern ein. Und plötzlich steht auch Denny, der chronische Ausreißer, vor der Tür.
Neben dem Alltag mit zwei Hunden, drei Jungs, einer eifrigen und sehr frommen Schwiegertochter und zwei Söhnen im eigenen Haus wollen auch alle Animositäten aus alten, vergessenen, neuen und niemals erzählten Geschichten bewältigt sein. Anne Tyler lässt langsam, ganz langsam ein Familiengeflecht vor unseren Augen entstehen, durch das sich – manchmal im Verborgenen, manchmal an der Oberfläche und ab und an nicht zu übersehen – ein leuchtend blauer Faden zieht.
Susanne Rikl, München