Zum Buch:
Der nach einer Krankheit in der Kindheit geh- und sprachbehinderte Aaron ist an sich ganz umgänglich, er kann es nur auf den Tod nicht ausstehen, bemuttert oder behütet zu werden. Kein Wunder, dass er sich in die kühle, distanzierte Ärztin Dorothy verliebt, die, obwohl deutlich älter als er, nicht im Geringsten mütterlich ist. Sechs Jahre führen die beiden eine zwar gelegentlich stürmische, aber durchaus glückliche Ehe, bis zu Dorothys plötzlichem und tragischem Tod: Sie wird von einem Baum erschlagen, der auf die Terrasse des gemeinsamen Hauses stürzt.
Aarons lakonischer Bericht über seinen langen Prozess des Abschiednehmens macht uns Schritt für Schritt mit einem Menschen bekannt, der sich mühsam aus der Erstarrung der Trauer herausarbeitet und sich dabei zunehmend selbst in Frage stellt. Je mehr wir über sein höchst skurriles Leben erfahren – seine Beziehung zu der sympathisch-ruppigen Dorothy, seine Arbeit im Familienverlag, wo er eine obskure Ratgeberreihe betreut, seinen Kampf gegen die Fürsorglichkeit der Nachbarn, die ihn mit warmen Mahlzeiten geradezu überschwemmen, das Leben mit der dominanten älteren Schwester, die Verkuppelungsversuche von Freunden und Verwandten –, desto mehr ist er mir ans Herz gewachsen.
„Abschied für Anfänger“ ist ein herzerwärmender kleiner Roman einer so stilsicheren wie erfahrenen Autorin, die es versteht, in einer vordergründig schlichten Geschichte ganze Welten einzufangen.
Irmgard Hölscher, Frankfurt