Zum Buch:
Fatale Konstellationen wiederholen sich oft in Familien. Erstaunlich ist nur, dass das in den aufeinander folgenden Generationen niemand sieht – oder nicht sehen will. Bis es fast zu spät ist und dann doch noch einer aufwacht …
Sie kommen nicht aus freiem Willen zusammen: der 50-jährige Onkel Simon, der vor einem Vierteljahrhundert von Holland nach Kanada ausgewandert ist, damals wie heute davon überzeugt, dass er genau das Richtige getan hat, und sein Neffe Daan, gerade mal 16, den die Schwester des 50-Jährigen einfach ins nächste Flugzeug nach Calgary gesetzt hat.
Vom ewigen in der Bude Rumhocken wird die Stimmung zwischen den beiden nicht unbedingt besser. Auch deshalb gibt Simon dem steten Drängen des Jungen nach und macht mit ihm einen Ausflug in die Rockies. Mit seinem wehen Bein kann Simon nicht wandern, für den Jungen ist es deshalb ein glücklicher Zufall, dass die beiden gleich zu Beginn in Canmore auf einen wanderwütigen Vater mit seinem schlecht gelaunten jüngeren Sohn treffen.
Aber in Simon regt sich beim Anblick von Chris und seinem roten Jeep sofort der Argwohn und altbekannte Eifersucht. Wenig später kommt es zum Streit unter den Männern, und es ist ein ziemlich heftiger Streit. In dem Jungen staut sich so viel Wut auf seinen Onkel an, dass er ihm nicht nur an das wehe Schienbein, sondern auch noch in die Rippen tritt, nachdem Simon vor Schmerz zu Boden gegangen ist. Am Morgen darauf sind sie verschwunden, Chris, dessen Sohn Quinn – und Daan.
Das alles passiert im Oktober, es wird kalt, und natürlich kommen Daans Mutter und ihr Ehemann sofort angeflogen. Wenig später sitzt Simon auf der Polizeiwache und muss sich einem Verhör stellen.
Unter die spannende, sehr spannende Männergeschichte hat Lot Vekemans eine Familiensaga gelegt, die nur ab und zu hervorblitzt – dann aber mit diesem Effekt von „Ahh deshalb, ach so!“. Eine großartige Erzählstrategie, durch die sich am Ende viele Knoten lösen. Wie in einem Thriller, nur dass wir hier in einer Alltagsgeschichte mit ziemlich rasantem Tempo unterwegs sind. Lesen!
Susanne Rikl, München