Zum Buch:
Als Kinder haben sie nur einander. Im Waisenhaus aufgewachsen, ist ihre ungleiche Freundschaft für Lucretia und Peter die einzige Konstante. Doch ihr Wesen treibt sie unaufhaltsam in unterschiedliche Richtungen. Lucretia – stets in Bewegung – reißt schon früh immer wieder aus und verschwindet für mehrere Tage. Peter wird noch spät adoptiert und verbringt sein Leben mit dem Versuch, die frühe Ortlosigkeit abzuschütteln und selbst sesshaft zu werden, eine Familie zu gründen. Doch stets bricht Lucretia und mit ihr seine Kindheit wieder in sein Leben ein. Sie hält ihn in Atem, er stolpert ihr hinterher, seit sie sich als Kinder beim Fangenspielen das erste Mal begegnet sind. Und obwohl er kaum je zu ihr aufschließen kann, kommt nichts gegen ihre tiefe Verbundenheit an. Liebestölpel ist weniger die Geschichte eine Liebesbesessenheit als eine feinfühlige Beschreibung, dass uns manche Menschen niemals wieder verlassen und dass alle Gründe, endlich mit unserem alten Selbst abzuschließen und neu – oder vielleicht überhaupt erst – anzufangen, nicht ausreichen, wenn wir einer bestimmten Person wieder in die Augen blicken.
Nicht nur auf inhaltlicher Ebene machen die Kindheit und die dort gefassten Zuneigungen und Abhängigkeiten ihren andauernden Einfluss geltend. Auch stilistisch bleibt sie spürbar. Wawerzineks Roman ist mit Versatzstücken aus Kinderreimen und Liedern versehen, die von der Geschichte immer wieder ablenken, Erinnerungen spielerisch entgleisen lassen und die Leser*innen des Romans das ein oder andere Mal zum Mitsprechen und -singen verleiten. Diese kindliche Poetisierung des Romans hinterlässt einen bitter-süßen Geschmack, dem man sich nicht leicht entzieht. Galionsfigur dieses Stils wird Peters Adoptiv-Opa, der ihm eine ganz neue Sprache beibringt, in der es von Wortspielen und Vertauschungen nur so wimmelt. Er ist es auch, der ihm von den titelgebenden Liebestölpeln, den Trottellummen, erzählt: „Sie sind unbestrittene Beherrscher der Lüfte, können nur eben nicht sonderlich sicher landen.“
Dadurch ist dieser Roman nicht nur das Portrait zweier Menschen, die das Leben immer wieder auseinander und zueinander drängt, sondern auch eine lebensfrohe Sprachkomposition.
Theresa Mayer, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt