Zur Autorin/Zum Autor:
Serhij Zhadan, 1974 im Gebiet Luhansk/Ostukraine geboren, studierte Germanistik, promovierte über den ukrainischen Futurismus und gehört seit 1991 zu den prägenden Figuren der jungen Szene in Charkiw.
“Wie viele junge Seelen sind verloren, weil sie keinen Business-Plan erstellen konnten, wie viele Herzen hat die Privatisierungspolitik zerrissen;” In sechs lose zusammenhängenden Geschichten erzählt Zhadan von den Bemühungen junger Menschen, in der postkommunistischen Gesellschaft der Ost-Ukraine zu überleben und die Möglichkeiten des Kapitalismus zu nutzen.
“Wie viele junge Seelen sind verloren, weil sie keinen Business-Plan erstellen konnten, wie viele Herzen hat die Privatisierungspolitik zerrissen;” In sechs lose zusammenhängenden Geschichten erzählt Zhadan von den Bemühungen junger Menschen, in der postkommunistischen Gesellschaft der Ost-Ukraine zu überleben und die Möglichkeiten des Kapitalismus zu nutzen.
Mit viel Phantasie und erheblicher krimineller Energie entwickeln sie die abenteuerlichsten Geschäftsideen, die fast alle scheitern, sei es an den widrigen Umständen oder der eigenen Unfähigkeit. Der “beste Schwulenklub der Stadt”, die Butterbrot-Bar, muss trotz großen Engagements der Betreiber mangels Zuspruch schließen. Auch die Idee, einen Pornofilm auf Staatskosten zu drehen, ist nicht zukunftsträchtig. Am vielversprechendsten ist noch der Plan der Oschwanz-Brüder, rituelle Dienstleistungen anzubieten, sozusagen von der Taufe bis zur Bahre. Sicherlich eine Marktlücke nach Jahrzehnten Kommunismus. Leider wird dieses todsichere Geschäft durch die Tollpatschigkeit eines jungen Verwandten vereitelt, der dann auch noch bei der Vorstellung des Projekts anstatt des Business-Plans eine Art Kommunistischen Manifests verliest.
Alle diese Geschichten lesen sich ausgesprochen vergnüglich. Sie sind in einer temporeichen, witzigen und anschaulichen Sprache geschrieben und hervorragend übersetzt. Wirklich lesenswert werden sie aber durch die Fähigkeit Zhadans, auch in diesem Milieu Poesie und slawische Melancholie zum Klingen zu bringen. Diese Mischung macht das Buch so ungewöhnlich.
Edda Mittelbachert, Frankfurt am Main