Zum Buch:
Noch während des ersten Leseeinstiegs in ein Buch eine Rezension zu schreiben, wäre anmaßend. Darum: Dies ist keine Rezension. Sondern nur ein reichlich angefixter Hinweis auf ein Buch, das dem dafür offenen Leser/der geneigten Leserin, die sich angesichts der erdrückenden Übermacht der diversen großen, globalen und kleinen persönlichen, privaten Krisen schon gar nicht mehr trauen, der Notwendigkeit radikaler gesellschaftlicher (und individueller) Veränderung zu beharren, ein wenig kritischen Beistand bietet.
Der in Mexiko lehrende Sozialwissenschaftler John Holloway schreibt nicht objektivistisch über die herrschenden Verhältnisse seine erfrischend unakademischen, auch für Nicht-ExpertInnen gut lesbaren, dabei theoretisch durchaus anspruchsvollen Auseinandersetzungen mit den Modi kapitalistischer Vergesellschaftung und den Möglichkeiten ihrer emanzipatorischen Revolutionierung sprechen die in ihren alltäglichen Reproduktionszwängen steckenden vereinzelt Einzelnen genauso an wie politische AktivistInnen oder Aussteiger. Wie Holloway anfängt? Mit: Aufbrechen. Wir wollen brechen. Eine andere Welt schaffen. Jetzt. Nichts könnte gewöhnlicher sein. Nichts selbstverständlicher. Nichts einfacher. Nichts schwieriger. Und er endet mit einem Aufruf zum Aufbruch nicht zum Sturm auf das Winterpalais, sondern zu Störungen, Verschiebungen der Reproduktion herrschender Normalität: Lasst uns vom Besonderen, Einzelnen, von da, wo wir stehen, hier, heute, her kämpfen. Schafft Räume des Anders-Seins, Räume und Augenblicke, die gegen die Straßenverkehrsrichtung verlaufen, die fehl am Platze sind. Dazwischen: unorthodoxer, vielschichtig eklektischer und emphatisch kritischer offener Marxismus, offen für alles, was emanzipatorisches Denken und Handeln in Bewegung bringt … Micha Hintz, Karl-Marx-Buchhandlung, Frankfurt am Main