Der westliche Blick auf die Gesellschaften des Nahen Ostens war bis zum »Arabischen Frühling« von der Vorstellung geprägt, sie seien politisch, ökonomisch und sozial erstarrt – gefangen in überkommenen kulturellen und religiösen Traditionen.
Asef Bayat erschüttert mit diesem bereits 2009 erschienenen und nun durch ein neues Kapitel sowie ein Vorwort zur deutschen Ausgabe aktualisierten Buch diese Sichtweise in ihren Grundfesten. Das Buch enthält den Schlüssel zum Verständnis der »Frühlingsrevolutionen«, indem es zeigt, wie es den gewöhnlichen Leuten, den »ordinary people«, unter den autoritären Regimes gelang, neue Räume sozialer Interaktion zu schaffen, in denen sie ihre Anliegen artikulieren und sich als soziale Subjekte behaupten konnten.
Die Umwälzungen vollziehen sich auf der Ebene des alltäglichen Lebens, auf den Straßen und Gassen, den Plätzen, in den Hinterhöfen und Nachbarschaften. So konnten sie einen sozialen Druck entfalten, der unterschwellig bereits vor den Frühlingsrevolten zu tiefgreifenden Veränderungen führte. Doch diese Prozesse folgen nicht den klassischen Vorstellungen der Theorie sozialer Bewegungen. Insbesondere in den Armenvierteln der großen Städte entwickeln sich neue Praktiken des Alltags. »Kollektive Aktionen nicht-kollektiver Akteure« transformieren die Gesellschaften. Es ist ein stilles Vordringen in neuen Formen sozialer Interaktion, die Bayat als »soziale Nicht-Bewegung« charakterisiert, weil sie mit den klassischen Formen sozialer Bewegung und politischer Repräsentation nichts zu tun hat.
Bayat, der in Teheran aufgewachsen ist und 17 Jahre hauptsächlich in Kairo lebte, bietet mit diesem Buch hervorragende Einsichten in das, was die »Street Politics«, in denen Frauen und Jugendliche eine maßgebliche Rolle spielen, an Veränderungen hervorgebracht haben und weiter hervorbringen werden.
Seine Arbeit gilt international als das Standardwerk zur Vorgeschichte der arabischen Revolution.
(Klappentext)