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Bücher zu Lateinamerika

Autor
Bolaño, Roberto

Der unerträgliche Gaucho (El gaucho insufrible)

Untertitel
[Erzählungen] A. d. Span. von Hanna Grzimek und Peter Kultzen
Beschreibung
Verlag
München: Kunstmann, 2006
Format
geb.
Seiten
189 Seiten
ISBN/EAN
978-3-88897-446-5
Preis
16,90 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Roberto Bolaño wurde am 28. April 1953 in Santiago de Chile geboren. Einen Teil seiner Jugend verbrachte er Mexiko. 1972 kehrte er nach Chile zurück, nach dem Militärputsch wurde er gefangen gehalten, konnte das Land aber dann verlassen. Nach dem Ende der Franco-Diktatur ging er 1977 nach Spanien, wo er als Hafenarbeiter, Kellner und Nachtwächter arbeitete. Seit den achtziger Jahren konnte er von den Preisgeldern literarischer Wettbewerbe leben. Roberto Bolaño starb am 17. Juli 2003 in Barcelona. Seine Bedeutung als einer der begabtesten lateinamerikanischen Autoren der jüngeren Generation wird erst jetzt (auch im deutschen Sprachraum) erkannt. Für sein Hauptwerk Los detectives salvajes (Die wilden Detektive) erhielt er den Premio Rómulo Gallegos, einen der angesehensten lateinamerikanischen Literaturpreise. Auf Deutsch liegen außerdem vor: Die Naziliteratur in Amerika (La Literatura Nazi en América), Stern in der Ferne (Estrella distante), Amuleto (Amuleto), Telefongespräche (Llamadas telefonicas). Siehe dazu: Bücher zu Lateinamerika, Gesamtverzeichnis 2002/2003, Neuerscheinungen 2003/2004 und 2005/2006.

Zum Buch:

Manuel Pereda war, so heißt es in der titelgebenden Erzählung dieser kleinen Anthologie, „ein liebevoller, sorgender Familienvater und ein tadelloser Rechtsanwalt von ausgewiesener Redlichkeit in einem Land und in einer Zeit, in denen Redlichkeit nicht gerade in Mode war.“ Das ändert sich als seine Frau stirbt und er mit seinen zwei kleinen Kindern allein zurückbleibt. Nach Jahren, die Kinder sind inzwischen erwachsen, beschließt Pereda die Stadt Buenos Aires zu verlassen und der wirtschaftliche Zusammenbruch Argentiniens war dazu für ihn nur noch der letzte Anstoß. Die Reise und der Aufenthalt auf der Estancia seiner Eltern mitten in der Pampa, in der es freilich keine Rinderherden mehr gibt, sondern nur noch Kaninchen, und die Gauchos, die ihre Pferde längst verkauft haben, zücken auch nicht mehr ihre langen Messer, bilden den Mittelpunkt dieser melancholischen Geschichte eines Aussteigers. In der zweiten längeren Geschichte erleben wir José, ein Neffe von Kafkas legendären Sängerin Josefine. José, den seine Freunde “Pepe el Tira” nennen ist Polizist und hat mehrere rätselhafte Morde aufzuklären. Sein Revier ist die Kanalisation einer nicht näher beschriebenen Stadt: Pepe ist eine Rattte. Protagonist einer weiteren Geschichte ist Álvaro Rousselot, „viele werden sich nicht erinnern“, ein einfallsreicher und origineller, aber erfolglosen Erzähler. Das ändert sich, als ihm Freunde berichten, daß ein Roman von ihm verfilmt worden sei. Es folgt eine weitere Verfilmung und Rousselot muß annehmen, daß er Opfer eines Plagiats geworden ist. Er nimmt eine Europareise zu Anlaß, sich auf die Spuren des rätselhaften Regisseurs zu begeben. In den zwei essayistischen Texten, die den Band beschließen, erleben wir Bolaño als unerbittlichen und polemischen Kritiker der Literaturszene und als schon vom Tode gezeichneten Autor.       Klaus Küpper (Bücher zu Lateinamerika)